Baaks

zurück zum Landboten

 

Brexit
Triumph des Schwachsinns

B. St. Fjøllfross
Lange, lange, lange hielt der Landbote die Klappe. Es tat weh. Es tat wirklich weh. Die Briten – eine Nation, die für uns Deutsche wirklich lieb und wichtig ist, der wir uns eng verwandt und verbandelt fühlen, will die Europäische Union verlassen. Seit dem Referendum vor über zwei Jahren zogen wir uns in unser Schneckenhaus zurück und leckten uns diese Wunde – und die blutete! Die so blutete, wie die armen Tommies seinerzeit auf den Mohnfeldern von Flandern. Alles umsonst? Es ist wohl so.

Soviel Idiotie konnten wir uns einfach nicht erklären. Gut – da war die Historie, die geographische Lage, die daraus möglicherweise resultierenden gewissen Tendenzen der Einengung des genetischen Spektrums und der damit latent verbundenen Gefahr der Verblödung Vorschub leistete.

Aber das – das konnte doch gar nicht sein! Eine Nation, die einst die Welt beherrschte und darum genau um die Essentialität großer zusammenhängender Wirtschaftsräume weiß, kann doch gar nicht so dämlich sein und sich in einem Zeitalter, in welchem der Drache erwacht und dabei ist, die U. S. A. unter den Tisch zu bügeln, in welchem das gewaltige Russland zu neuer Kraft erwacht ist, sich aus dem einzigen Verband zu lösen, der diesen sich neu formierenden Wirtschaftsupermächten noch einigermaßen die Stirn zu bieten vermag.

Doch – sie konnten! Die englischen Prekarier, John Bulls, andere Idioten und ihre schlitzohrigen, kriminell miesen und feigen Leithammel folgten undifferenziert und völlig kritiklos solchen retardierten Klappspaten wie Boris Johnson, Nigel Farage, Jacob Rees-Mogg und David Davis in die Bedeutungslosigkeit, nur weil sich diese Deppen in ihrem hemmungslosen Egoismus ihre persönlichen Ambitionen nicht von Brüssel beschränken lassen wollten.

Diese ewiggestrigen Vollpfosten werden sich alsbald auf der anderen Seite des kolonialen Tischtuchs wiederfinden – denn in Kürze ist es der einstige Kolonialherr Großbritannien, der zu einem hilflosen Annex Chinas und der anderen verbleibenden Wirtschafts-Großen degeneriert. Das ist so sicher wie das Amen in der anglikanischen Kirche.

Denn wie heißt es so schön: Wen die Götter wirklich hassen, dem erfüllen sie seine Wünsche! Und dem Wunsch der Briten, die EU zu verlassen, werden die Götter entsprechen – weil alle Götter die Dummheit und ihre Protagonisten hassen! So wie wir! Sie werden ihren Porridge bekommen – aber der wird verdammt noch mal anders schmecken, als sie sich das bisher in ihren übelsten Albträumen vorstellen können.

Denn, was haben sie denn noch? Wales ist seit Maggie zum Armenhaus Europas herabgekommen. Schottland mit seinem Nordsee-Öl ist auf dem Sprung, stinksauer, dass es von London mit in den außereuropäischen Abgrund gerissen werden soll. Die Schotten empfinden mit Sicherheit keine größere Reue, als beim letzten Referendum 2914 mit knapper Mehrheit bei den Rotröcken geblieben zu sein.

Sie werden nun voraussichtlich viel unternehmen, um jetzt doch aus der Union mit den Engländern auszuscheiden und zurück in den europäischen Schoß zu gelangen. Blöd nur, dass sie nun noch de jure und de facto Teil der britischen Union sind und damit zwangsläufig auch den Laufpass aus Brüssel bekommen. Das bedeutet, selbst wenn Brüssel ihnen nach einem geglückten Ausscheiden aus dieser Union Rosen streuen sollte – sie müssen das gesamte Kandidaten- und Aufnahmeverfahren durchlaufen, wie ein x-beliebiger Balkanstaat.

Es dürfte aber gewiss sein, dass die Europäer seit dem Desaster von Griechenland und den Eskapaden Italiens nunmehr gelernt haben, jenseits von politischen Träumereien mit Rechenschieber und Logarithmen-Tafeln umzugehen.

Und weil man auch in Brüssel um die Endlichkeit der schottischen Ölfelder weiß und klar ist, dass die Schotten außer ihrem Öl, ihrer berauschenden Natur und ein bisschen Whisky nichts, aber auch gar nichts haben, wird man sich schwertun, ein paar zukünftige Armenhäusler wiederaufzunehmen, nur weil deren einst reiches Erbe vom bösen Vormund übel verprasst wurde.

Und Nord-Irland? Solange Oranje dort oben sein elitäres Unweisen treibt, bekreuzigen sich die Republik-Iren mit allen zur Verfügung stehenden katholischen Fingern vor einer Wiedervereinigung. Da nunmehr das Mutterland ökonomisch gesehen, Atlantikwasser saufen geht, wird für diesen leicht entflammbaren Randbereich der britischen Union wohl kaum noch etwas übrigbleiben. ... was aber dringend nötig wäre, um diesen ewigen Pulverkessel vor einer mörderischen Eruption zu bewahren.

Was bleibt, ist einen Blick auf England zu werfen!

Oh, England, mit deinen sanften Hügeln und der abartig bekloppten Hälfte deiner Einwohner … Nun hast du dir selbst den Stöpsel gezogen … Du bist keinerlei Erwähnung mehr wert, und wenn wir in deiner Botschaft in der Wilhelmstraße erst ein Visum beantragen müssen, um dich besuchen zu können, dann bist du auch diesen Besuch nicht mehr wert.

Aber genug der fruchtlosen Jammerei! Wir können nichts ändern. Wir können einfach nicht! Und es ist uns leid darum. Also lehnen wir uns bequem in unseren Kinosessel zurück und schlürfen diesen miesen, aber keineswegs Low-Budget-Horrorfilm bis zur teuer bezahlten Neige aus.

Und wenn wir anfangs dachten, noch hirnloser geht es nicht mehr – so werden wir nach all den übertragenen Debatten im Unterhaus eines Besseren belehrt. Einer der wenigen, die in diesem Affenstall noch alle Sinne beisammen haben, ist John Bercow, der immer wieder die ineinander verkeilten tollwütig gewordenen Wadenbeißer voneinander trennen muss: den machtgeilen Jeremy Corbyn, Arbeiterverräter von Format wie einst Gerhard Schröder und seine Kontrahentin, die farblose Theresa May, die von nichts anderem mehr zu träumen scheint, als von einem Heldentod auf dem Feld der um des unheiligen Schwachsinns Willen Gefallenen.

Uns dauern von Herzen die Briten, die für einen Verbleib in der EU kämpften und dann doch verloren. Sie sind die wahren Nachfahren der „Wenigen, der leider in diesem Falle unglücklichen Wenigen“, wie Henry V. sie zu Agincourt adressierte. Doch es nutzt nichts. Sie haben gegen die bornierte Doofheit verloren und müssen sich jetzt von ihr begraben lassen.

Doch selbst wenn sie es zuwege brächten, ein neues Referendum zu initiieren, wir könnten uns nicht dazu entschließen, eine Akzeptanz der Rücknahme des § 50 zu begrüßen.

Wir wollen nicht mehr, wir können nicht mehr und wir haben vor allem kein Vertrauen mehr in die Briten. Europa ist kein Bordell, in das man hinein und hinaus spaziert, wie man gerade Lust hat. Dazu ist das Ganze eine zu ernste Angelegenheit, zu wichtig, viel zu existenzbestimmend für alle Europäer. Einen so unsicheren, egozentrierten, rücksichtslosen und völlig verpeilten Kantonisten braucht wirklich niemand – es sei, denn man plant den eigenen Suizid.

Für die Insel kann es nur einen Abschiedsgruß geben: Farewell und fort mit Schaden! Macht euren Kram, wie es euch in den Sinn kommt und streicht zwei Dinge definitiv aus diesen aufgeweichten Kürbissen, die ihr unter den Melonen über den Trafalgar Square spazieren tragt:

Zum ersten: Lasst Euch nicht einfallen, einen Wiederaufnahmeantrag zu stellen, nur weil ihr mittlerweile zur Vernunft gekommen zu sein glaubt – nicht vor Ablauf von mindestens 25 Jahren! Bis die europhile Generation bei euch das Ruder übernommen hat! Und wenn ihr den Kitt aus euren elisabethanischen Bleiglasfenstern fresst! Wir sind durch mit euch!

Zweitens: Glaubt ja nicht, dass ihr über privilegierte Partnerschaft und ähnlichen Schmonzes eine Möglichkeit geboten bekommt, über das Kellerfenster wieder einzusteigen.

Maximal wäre eine norwegische Option denkbar: Ihr zahlt und haltet darüber hinaus die Schnauze! Und dafür dürft ihr auf dem Kohletender mitfahren, oder im Paketwagen, ihr Canaillen! Das wäre die bitterste Pille gegen eure unendliche Borniertheit und daraus resultierende Blödheit. Aber sie würde euch guttun. Und uns – auch!

25. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
07.04.2019