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Lügenpresse

B. St. Fjøllfross
Welcher politischen Richtung auch immer man zuneigen mag, über eines dürfte Einigkeit herrschen: Die deutsche Medienlandschaft verlor in den letzten Jahrzehnten, vor allem aber seit dem Fall der Mauer und dem Untergang des sozialistischen Wertesystems, massiv an ihrer so hochgepriesenen Unabhängigkeit. Immer mehr verbreitete sich die Wahrnehmung, die Medien würden sich mehr und mehr der Hofberichterstattung zuwenden.

Nicht, dass diese Entwicklung so massiv vonstatten ginge, wie beispielsweise an der Hohen Pforte, in Budapest oder in Warschau. Oder auch – sagen wir's nur, auch wenn es weh tut bis in die Knochen – rund um den Kreml.

In Deutschland aber stellt sich die Situation nicht gerade unkompliziert dar. Sind die relevanten Medien regierungsgelenkt? Na ja, der ein oder andere diskrete Hinweis wird von regierungsnahen Dienststellen sicherlich gegeben werden und von dienstbeflissenen Redakteuren wahrscheinlich enger interpretiert als er gemeint war. Das mag alles vorkommen. Von einem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda jedoch ist dieses System einseitiger Abhängigkeit jedoch noch Lichtjahre weit entfernt.

Der Preußische Landbote, der gewohnt ist, quer zu denken, wirft mal einen ganz anderen Hut in den Ring: Wäre es nicht denkbar, dass einige ganz schlaue Chefredakteure, vor allem des öffentlich-rechtlichen Mediengewerbes, einen tiefen Blick in die Kristallkugel geworfen und sich auf den absehbaren Ultrarechts-Ruck klammheimlich eingestellt haben? Sollten die Führer der AfD doch nicht im Entferntesten so unterbelichtet sein, als wie sie, sehr zum Ärger von deren meist wirklich grenzwertig dämlichen Anhängern, oft dargestellt werden?

Der Clou wäre bemerkenswert! Die Art der Berichterstattung müsste sich nämlich nicht grundsätzlich ändern. Vorerst wenigstens nicht.

Der Grundsatz für das Sprechen lautet immer noch: Bevor du sprichst, bedenke drei Dinge! Erstens, was willst du bei deinem Zuhörer erreichen? Zweitens, was kannst du erreichen, aber vor allem drittens und wichtigstens: Was wirst du aller Voraussicht nach erreichen?

Unter diesem Aspekt betrachtet spielt der derzeitige öffentlich-mediale Umgang mit der Flüchtlingsproblematik den Ambitionen der AfD aber sowas von direkt in die Hände, dass die AfD-Führung vor Freude Purzelbäume schlagen müsste, würde sie dessen gewahr. Etwas besseres als diese "Lügenpresse" könnte der AfD doch überhaupt nicht passieren!

Stets und ständig flimmern beispielsweise im Fernsehen Bilder über die wunderbaren Erfolge bei der Integration über die Mattscheibe. Da sieht man unbegleitete Knaben im rauflustigsten Alter einquartiert bei Familien, deren Reichtum für jeden abgehängten Sachsen aus dem Zwickauer Bergland dekadent erscheinen muss.

Da dauerkochen diese Jungens mit ihren Gasteltern in noblen Küchen mit Aussicht auf den parkähnlichen Garten und dürfen frank und frei darüber philosophieren, wie unmöglich sie es finden, dass die Haustochter einen westlichen Lebenswandel führt.

Die Arbeiterin, die in der DDR jahrzehntelang in der Fabrik geschuftet hat und dann nach der Wende von dem bisschen Stütze nicht in der Lage ist, das ererbte Häuschen zu verputzen und das Dach zu flicken – ein Schlag ins Gesicht.

Wenn diese Arbeiterin und ihr kahlköpfiger Sohn begreifen würden, dass dieselbe Regierung, welche diesen Flüchtling so komfortabel untergebracht hat, auch dafür verantwortlich ist, dass dieser Junge sich überhaupt auf die Socken machen musste – Stichworte: globale Wirtschaftsinteressen und Rüstungsexporte – dann würden sie sich wahrscheinlich die letzte Hirnwindung weg ballern und Amok laufen. Zum Glück reicht es bei den meisten nicht so weit. Sie sehen nur den Popanz „Wohlstands-Flüchtling“, ihre eigene Misere und die Angebote der Rechtsaußen-“Politiker“.

Wenn jetzt aber noch herauskommt, dass auch die Medien lange mauerten, ehe sie in der Angelegenheit der Kölner Silvesternacht mauerten, dann beginnt es zu brodeln.

Dann der Amoklauf von Würzburg. Kam der siebzehnjährige Afghane nicht aus eben solcher Wohlstandsfamilie, in der er als mustergültig integriert dargestellt wurde. Kurze Zeit später erschütterte der Mord eines schwerkriminellen Afghanen an einer Freiburger Medizinstudentin die Republik, welcher Gallonen, ach was, Barrel von Öl ins Feuer der Demokratiefeinde goss: Das Mädel hatte sich auch noch für die Flüchtlinge engagiert, und dann das! Der urchristliche Opfermythos … hier die edle Prinzessin, da der wertlose schwarze Unhold. Es ist ein Drama um das Mädel! Dennoch – die Antwort des Gesetzes hat dem Schweinehund zu gelten und nicht allen Flüchtlingen, die das doofe Volk doch allzu gern in Kollektivhaftung nimmt. Die paar Halunken stehen pars pro toto.

Das Blöde ist, die deutsche Medienlandschaft hat sich bereits dermaßen diskreditiert und Stimmungen wie ein Staudamm in einem gigantischen Rückhaltebecken aufgeladen, statt sie zu kanalisieren, dass hier eine vernunftgetragene Argumentation längst zu spät kommt. Mittlerweile ist es egal, welche Botschaft wie transportiert wird – die grundhafte Opposition hat sich bereits in die Herzen der Einfältigen eingefräst. Die AfD und die Pegida haben allen Grund, den Spitzen der deutschen Medien dankbar zu sein.

25. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
29.12.2016