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Intelligenz und Dummheit


Morikawa Kusaemon. Havelsee. Was ist Intelligenz? Es mag einige Definitionen geben, die sich aber im Großen und Ganzen nicht wesentlich voneinander unterscheiden dürften.

Den Preußischen Landboten gefragt, lautete die Antwort: Intelligenz ist das Maß an Fähigkeit, auf die Risiken und Herausforderungen des Lebens so zu reagieren, dass die Kreatur möglichst unbeschadet durch das Labyrinth des Lebens gelangt, ohne ein vorzeitiges Ende oder eine größere Malaise zu erleiden.

Sie sehen, wir referenzieren beileibe nicht nur auf die menschliche Intelligenz. Ein Bär in den Tiefen Sibiriens wird zweifelsohne auf die Fähigkeit verzichten müssen, die Wurzel aus der Zahl 9 zu ziehen. Das braucht er auch nicht zum Überleben. Es reicht, wenn er eine fressbare Wurzel aufstöbert und die aus dem Boden zu ziehen in der Lage ist. Das hilft ihm zum Überleben.

Was nutzt einem Menschen, der in der Zivilisation ein Schachgroßmeister ist und damit unbestritten zu den Hochintelligenten gezählt wird, die Kunst des Schachspiels zwischen den gewaltigen Strömen Ob und Lena, wenn er sich in der unendlichen Wildnis nicht zu behaupten weiß. In diesem Lebensumfeld dürfte also der Bär der Intelligentere von beiden sein.

Zur Intelligenz gehört auch ein vernünftiges Risikovermeidungs-Management. Natürlich könnte der Bär den Schachspieler mit einem Brantenhieb töten. Meister Petz aber, für den Fall, dass er nicht gerade halb verrückt vor Hunger ist, sich oder seine Jungen bedroht sieht, wird sich wahrscheinlich für die Flucht entscheiden. Das ist vernünftig.

Was, wenn unser Schachspieler eine durchgeladene 9mm-Walther P38 mit sich führt. Die kleine Kugel, abgefeuert aus dieser Kanone, könnte Petzen aus der Entfernung um sein einziges Bärenleben bringen. … oder derart verletzen, dass ihm ein grausamer Hungertod beschieden wäre. Natürlich wird der Bär dieses Risiko nicht konkret abstrahieren können. Muss er aber auch nicht. Es reicht, wenn er instinktiv ein Risiko wahrnimmt und sich von diesem absentiert, so schnell ihn seine Bärenpfoten tragen.

Das führt uns zu einer Personalie, die uns in vielerlei Hinsicht an Klugheit und Können überlegen ist. Wir reden von der Schweizer Kliffspringerin Morgane Herculano. Die 25jährige Athletin stürzt sich aus atemberaubenden Höhen von zwanzig Metern in die Tiefe, nur um … ja, was will sie damit eigentlich beweisen?

Zwanzig Meter, das entspricht der Traufhöhe eines sechsetagigen Hochhauses. Aus dieser Höhe, wenn man nach zwei Sekunden und einer Geschwindigkeit um die achtzig Kilometer pro Stunde angerauscht kommt, nimmt Wasser auf die Fläche gerechnet, die Konsistenz von Beton an.

Wenn Fräulein Morgane also nicht wie ein Pfeil in diese Flüssigkeit eintaucht, also ihre Eintauchfläche sukkzessive vergrößert, sondern nur mit den gesamten Fußflächen aufkommt, kann ihr die stoßartige Schockwelle, die sich über ihre Beinknochen, das Becken und dann durch die Wirbelsäule schädelwärts ausbreitet, die Wirbelsäule ganz fix brechen. Desgleichen, wenn sie mit dem Rücken oder Bauch aufkommt oder im ungünstigsten Fall mit dem Schädeldach zuerst. Das Verletzungsrisiko ist also hoch. Das Risiko, hinterher ein Pflegefall zu werden oder schlimmeres, ist katastrophal. Das ist außer ihr noch jedem anderen bewusst. Deswegen ja ihre Videos auch so erfolgreich sind und häufig geklickt werden.

Jedem Dorfdeppen ist klar, was mit ihm passieren kann, wenn er es Fräulein Morgane nachtut. Ein natürlicher Instinkt, der sogar noch uns „intelligenten“ Nackten Affen anhaftet, lässt ihn in aller Regel vor dem Abgrund zurückschaudern.

Sie spielt mit jedem Sprung mit ihrem Leben, wie das jeder „Extremsportler“, jeder „Bezwinger“ der Tschomolugma, des Nanga Parbat, oder der Tiefsee tut.

Die Frage lautet: Steht der zu erwartende Gewinn in einem vernünftigen Verhältnis zum eingegangenen Risiko? Bei diesen Beschäftigungen kann man mit einem eindeutigen „Niemals“ antworten.

Frau Herculano kann ihren Lebensunterhalt auch spielend anderweitig verdienen. Sie hat einen hervorragenden Harvard-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften.

Sie ist eine schöne Frau mit der Figur einer Venus. Warum also dieser Wahnsinn? Damit das doofe Volk – und nur das wird ihr applaudieren – sagt: „Donnerwetter, ist das ein mutiges Mädchen! Ich würde mich das niemals trauen!“ Ja, genau, Otto und Lieseken, deswegen lebt ihr beiden Knalltüten auch noch und sitzt noch nicht im Rollstuhl!

Das hat mit Mut nichts zu tun. Mut wäre es, wenn das Leben eines anderen Menschen, einer anderen Kreatur davon abhinge, dass Frau Herculano springt, dass Mr. Hillary und Herr Norgay auf die Tschomolugma krauchen, dass Herr Picard zur Titanic hinabtaucht.

Kein Bär, keine Katze, kein Wallaby oder Schnabeltier wäre so dämlich.

Nein, wir halten es für Übermut. Für Hybris. Die Ingenieure der Titanic meinten, nicht einmal Gott könne ihren Pott versenken. Ein Dreißig-Meter-Kaventsmann, den man damals noch verbreitet für Seemannsgarn hielt, hätte gereicht. Ein Eisberg war es. Gott konnte!

Die Ingenieure dachten, sie beherrschten ihr Fach. Frau Herculano geht auch davon aus, dass sie eine Könnerin in dem ist, was sie da treibt. Das wird sie auch sein. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem alles Können scheitert. Dann ist die Welt um eine wunderschöne und sehr kluge, aber leider nicht sehr intelligente Frau ärmer. Es wäre sehr schade um sie.


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Gehen wir einen Schritt in eine diametral andere Richtung. Am 20. Januar 1942 versammelten sich auf Einladung Reinhard Heydrichs fünfzehn hochrangige Banditen des Dritten Reiches, um die Ermordung des europäischen Judentums zu organisieren. Die Villa Marley am Großen Wannsee ist also das eigentliche Tor nach Auschwitz, dass sich erst drei Jahre und eine Woche später wieder schloss, als die Rote Arbeiter- und Bauernarmee der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken diese Menschenvernichtungsfabrik erstürmte und von den übelsten Bestien befreite, welche je die Luft dieses Planten atmeten.

Waren diese fünfzehn Erzgauner intelligent? Man möchte auf den ersten Blick meinen, ja. Da waren nicht wenige studierte, ja promovierte Leute darunter. Sogar Hitlers Bluthund, der Verräter am Bolschewismus und spätere Chef des Volksgerichtshofes Roland Freisler, verfügte über einen Doktortitel, ebenso Stuckert, Bühler, Meyer, Leibbrandt, Schöngarth und Lange. Das ist beinahe die Hälfte aller Teilnehmer an dieser höllischen Verschwörung.

Waren sie klug? Die meisten von ihnen mit Sicherheit. Manche waren auch nur bauernschlau oder gerissen.

Aber waren sie auch wirklich intelligent? Letzten Endes muss man das wohl schweren Herzens bejahen, wie sehr sich auch alles in einem gegen diese Vermutung sträuben mag. Es war lediglich ihr entseelter Fanatismus, der sie von der Erkenntnis abhielt, dass das teuflische Regime, dem sie dienten, sich selbst bereits zum Tode verurteilt und sich damit seiner Zukunft beraubt hatte.

Wären sie hochintelligent gewesen, hätten sie über den braunen Tellerrand hinaus gedacht und den Strudel des Bösen verlassen, solange dazu noch die Möglichkeit bestand. Sie hätten historische Präzedenzen benutzt, um ihre eigene Zukunft unbeeinflusst von ihrer verbrecherischen Ideologie zu antizipieren.

Sie hätten die aktuellen Wirtschaftsdaten des Reiches mit den Kosten einer langjährigen Suppression der von ihnen überfallenen und ausgebeuteten Völker nüchtern abgeglichen und festgestellt, dass sich das Ganze irgendwann nicht mehr rechnet, permanente Unterdrückung zum Zuschussgeschäft wird und vor dem Hintergrund der Querelen in der eigenen Führungsriege – die seit dem Röhm-Putsch jedem von ihnen bekannt waren – früher oder später kollabieren muss. Eine Nach-uns-die-Sintflut-Mentalität zeugt nicht von einer hohen Intelligenz.

Das Perverse ist, dass diese Schurken des absolut Bösen tatsächlich glaubten, das Gute zu verkörpern, dem Guten zu dienen, selbst ein Teil des Guten zu sein und das Böse zu bekämpfen.


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An dieser Stelle wird es interessant. Oben berichteten wir über ein sicher herzensgutes Mädchen, das mit außergewöhnlicher Klugheit begabt, sich doch in völlig unintelligenter und sinnloser Weise von Felsen oder hohen Plattformen in die Tiefe stürzt, dabei mit jedem Sprung das eigene Leben und die eigene Gesundheit riskierend, aber niemand anders gefährdend als sich selbst und die Seelenruhe ihrer Eltern, Geschwister und Freunde, die wohl jedesmal mehr Ängste um sie ausstehen, als Frau Herculano selbst, bevor sie abspringt.

Auf der anderen Seite begegnen wir hochintelligenten und sehr klugen Bestien, die zu diesem Zeitpunkt völlig risikofrei den millionenfachen Tod anderer Menschen planen und umsetzen, ansonsten jedoch allen Anforderungen entsprechen, welche die Begrifflichkeit der Intelligenz voraussetzt.

Wir haben es hier mit absoluten Antipoden des Menschengeschlechts zu tun, welche nur grob durch einen gattungsspezifischen Phänotyp und durch ihr geistiges Potential vergleichbar sind.

Die Dummbratzen der Gattung homo sapiens wollen wir an dieser Stelle außen vor lassen, obgleich ihre schiere Masse natürlich auch ein geschichtsbewegender Faktor ist.

Nein, uns interessiert etwas anderes.


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Wie sieht es mit den Entscheidungsträgern der letzten Bundesregierungen aus, welche das Land seit 2015 systematisch in den Abgrund stürzen?

Da hängen 82 Millionen Schicksale dran. In eine Machtposition zu gelangen, ist scheinbar in der Geschichte nur sehr selten das Ergebnis einer meritokratischen Eliten-Auslese gewesen, wie es momentan lediglich in China der Fall zu sein scheint.

Bildungsabschlüsse – also Klugheit, die, wie wir sahen, beileibe nicht vor saudummem und unintelligentem Verhalten schützt – scheinen in Deutschland nicht einmal mehr die Voraussetzung für ein höheres Amt in Staat und Politik zu sein. Rhetorisch überzeugend verkaufte, hirnlose aber nichtsdestotrotz viele unreflektierte Zeitgenossen zunächst überzeugende Ideologien dienen genauso gut, wenn nicht sogar besser als Sprossen auf der Erfolgsleiter.

Im Sinne der eingangs formulierten Definition findet sich bei diesen Protagonisten sicher auch ein gerüttelt Maß an praktischer Intelligenz, die auf begrenzte Zeit viel Bildungsferne und sogar Dummheit zu kompensieren in der Lage ist.

Zeugt das nun aber von Dummheit oder einem Mangel an Intelligenz, wenn ein Bundeskanzler Merz oder eine sogar promovierte Flintenuschi ein Land, ja einen ganzen Kontinent unbeirrt und schnurstracks ins wirtschaftliche Verderben oder sogar ins atomare Desaster führen, obgleich selbst für unterbelichtete Mitbürger die Parallelen zu 1914 aber so was von auf der Hand liegen?

Ein Bildungsdefizit kann es ja im Gegensatz zu etlichen pseudolinks orientierten oder grünen Spitzenpolitikern wohl eher nicht sein.

Wenn man sogar der Mörderbrut vom Wannsee „beste“ Absichten in Bezug auf deren ureigenste, abgrundtief böse Sache unterstellen muss, die sogar auf scheinbar anerkannt wissenschaftlichen Erkenntnissen fußte und sich anmaßte, den Darwinismus konsequent fortzuschreiben, haben dann nicht auch Gestalten wie Merz und Flintenuschi ein Anrecht darauf, dass man ihnen einen guten Willen attestiert, zumal sie – und das sagen wir ganz deutlich trotz aller Antipathien – in weltanschaulicher Hinsicht Lichtjahre und Dimensionen von den Wannsee-Gangstern entfernt sind?

Wenn das so ist, dann wird die Sache allerdings wirklich gefährlich.

Wir erinnern uns der Kleriker, die durch Galileis Teleskop sahen und sich überzeugten, dass der Jupiter tatsächlich Monde besaß, die um ihn und nicht um Gottes einzigartige Erde kreisten, welche doch dem Schöpfungsplan entsprechend das Zentrum aller Welten hätte sein müssen.

Sie erkannten die Wahrheit für sich und mussten doch die Lüge um ihres schieren Machterhalts Willen mit Feuer und Schwert verteidigen. Es kostete Hekatomben von Blut, bis diese Lumpen zum sukzessiven Rückzug gezwungen werden konnten. Doch noch immer finden sich genug Narren, die jenem zweifelhaften metaphysischen Unfug kritiklos anhaften, weil es dem primitiven Nackten Affen nun mal ins Genom geschrieben zu sein scheint, dass er an irgendeinen exkorporalen Unfug glauben muss, um nicht selbst die Verantwortung für den eigenen Lebensweg übernehmen zu müssen.

Wer aber mit solchen Narren ringt, die felsenfest fest von ihrer Sache überzeugt sind, ausgeliefert windigen Füchsen, die es besser wissen, sich aber der heillosen, willfährigen Narren zum eigenen Machterhalt bedienen, der verliert den Kampf über lange Zeiträume.
Je größer die Intelligenz und/oder Klugheit dieser Führungskräfte ist, desto größer und mutmaßlich blutiger wird der Knall, der diesem Spuk dann ein Ende setzt. Das Runde Eck zu Leipzig war im Herbst 1989 einfach nur eine glückliche Ausnahme. Das war der Sechser mit Zusatzzahl, den ganz wenige Leute nur einmal im Leben bekommen – der Rest nie.

Wir werden Frau Herculano nicht überzeugen können, von ihrer Klippenspringerei abzusehen, bis sie hoffentlich unbeschadet ein Alter erreicht, in der ihre Vernunft über diesen Irrsinn siegt.

Bei den Vampiren vom Wannsee halfen nur die Stalinorgeln der Roten Armee und die Galgen von Nürnberg.

Wie das selbstmörderische Gezänk mit dem Bären ausgeht, weiß zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Aufsatzes nur Gott allein.
Intelligenz – wir erinnern uns – bedeutet, Gesundheits- und Lebenserhalt unter Umgehung vermeidbarer Risiken. John F. Kennedy und Nikita waren intelligent.

Demzufolge sind das Aufrüsten der Bundeswehr und der Nato-Truppen sowie die sture Gesprächsverweigerung mit dem Reiche des Bären die dämlichsten und unintelligentesten Antworten, die auf die gegenwärtigen Herausforderungen gegeben werden können.
Sie zeugen von grandioser Dummheit, stupender Abwesenheit jeglicher Intelligenz – nur abgrundtiefe, berechnende Bosheit – die lässt sich eben guten Gewissens nicht unterstellen. Denn die würde schon wieder von Intelligenz zeugen. Die Narren sind sich sicher, das Richtige zu tun – genau wie 1914 und 1942. Es ist immer dasselbe.

Was aber die Masse des Volkes anlangt, von denen die Kommunisten steif und fest behaupteten, sie seien es, welche die Geschichte machten, die hat noch nie auch nur das Geringste mit Klugheit oder Intelligenz zu tun gehabt. Die Masse ist doof. Gustave Le Bon hat es bewiesen, Desmond Morris, sogar Konrad „Nazi“ Lorenz, der Nazipsychiater Horst Geier, Sebastian Brant und der große Erasmus, welche in einer Aufzählung nennen zu müssen uns das Innerste nach außen kehrt.

Diese feststehende Größe, diese konstante Doofheit der Masse ist es auch, welche den biologisch-evolutionär immanenten Selbstzerstörungsknopf der Gattung implementiert, der seine Wirkung entfalten muss, falls der nächste Komet die Erde verfehlen sollte.

Andere Kreaturen müssen ja schließlich auch mal ihr Recht auf Leben und Entwicklung verwirklichen können. Hoffentlich sind die dann wieder intelligenter als die Menschen, so, wie sie es Hunderte von Millionen Jahren vor seinem Erscheinen waren.

32. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2003
15.11.2025