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Terraforming
David. M. Katz Werder (Havel). In
einer Milliarde Jahren bläht sich die Sonne auf, die Ozeane verdunsten,
das Leben auf der Erde verbrennt vollständig, die Erde wird wieder wüst
und leer ... mi mi mi …
Der Komet ist im Anmarsch … mi mi mi … Die Welt ist im permanenten Untergang
– die Menschheit muss sich neue Lebenswelten erschließen. Am besten empfehlen
sich da andere Planeten.
Der Mars … „terraforming“ heißt das neue Zauberwort. Bei der Venus hätte
das ja wenig Zweck. Die wird ja noch lange vor der Erde von der sich aufblähenden
Sonne inhaliert.
Außerdem rotiert der Morgenstern andersherum – das würden ja die Menschen
nun mal gleich gar nicht vertragen, wenn die Sonne jeden Tag im Westen
aufginge.
Also lasst uns mal den Mars erschließen! Völliger Blödsinn! Wie will man
dem kleinen Planeten, dessen Kern offensichtlich nicht mehr rotiert, eine
verdichtete Atmosphäre verschaffen, die dann in der Lage wäre, das in
den Weltraum verdunstete Wasser des Mars zu halten? Wie will man ihm ein
künstliches Magnetfeld verschaffen, dass die tödliche Strahlung der Sonne
und aus dem All abhält? Was ist mit der fehlenden Plattentektonik, was
ja ein Ausschlusskriterium für höher entwickeltes Leben sein soll? Was
ist mit dem fehlenden ausreichend großen Trabanten, der die wild trudelnde
Marsachse essentiell stabilisiert?
Na gut, das soll alles nicht unsere Sorge sein.
Der Gedanke aber, der dahinter steckt, der ist interessant.
Das ist die typische Attitüde eines jeden Messies: Wirtschafte die eine
Bude herunter, als ob es kein Morgen gäbe und dann nomadisiere zur nächsten.
Dort werden natürlich alle guten Vorsätze endlich umgesetzt – was dachten
Sie denn! Da wird frisch, fromm und frei von der Leber weg aus all den
alten Fehlern und Schwächen gelernt, dass es eine Lust ist! Dort entsteht
sie dann wirklich – die schöne Neue Welt!
Hören Sie doch, wie die Yankees in ihren dystopischen Hollywood-Schinken
ihre Protagonisten sämtliche zerstörungswillige Götter, Aliens oder anderen
nach Sintflut-, Sodom- und Gomorrhamanier die Welt Maß nehmende Rächer
menschlicher Untaten anwinseln lassen: „Gnade! Wir können uns ändern!
Die Liiiiiiebä – wir sind doch auch alle zur Liiiiiiebä fähig … mi mi
mi!“
Nein, der Nackte Affe ändert sich nicht, noch liegt dies im Rahmen seiner
Möglichkeiten.
Wir sehen wieder einmal zu schwarz?
Na, dann werfen wir doch mal einen Blick auf die Besiedlung der Neuen
Welt, angefangen mit den Konquistadoren und den Pilgervätern! Erst haben
sie die Indianer ausgerottet, denn die verdammten Heiden waren ja nur
Untermenschen – dann haben sie die Neger versklavt und zu Tode geschunden
und dann haben sie angefangen, sich selbst umzubringen.
Die Gefängnisse der schönen Neuen Welt sind überfüllt, die Auftragsbücher
der Henker sind voller als die der Drogenbosse. In gewissen Bereiche von
Los Angeles South Central traut sich nicht mal mehr die Nationalgarde
hinein. Dort herrschen die Gangs und entfalten ein grausames Terrorregime.
Rechtsfreie Räume – zumindest was das geltende Recht betrifft.
DAS machen Menschen, wenn sie eine neue Welt in Besitz nehmen. Das und
nichts anderes.
„Unsere-kleine-Farm“- Idylle? Die „Waltons“- Idylle? Schwachsinn! Der
völlig durchgeknallte Quentin Tarantino brachte den Impetus der schönen
Neuen Welt auf den Punkt. „From dusk till dawn“! Dieses Gemetzel setzt
sich auch von „dawn till dusk“ nahtlos fort – vierundzwanzig Stunden am
Tag und dreihundertundfünfundsechzig Tage im Jahr.
Besiedelt mal den Mars! Macht mal! Wir sind dann gespannt auf die Schlagzeile
des Mars-Observer, oder wie die Gazette dann heißen mag: „Erstes Mord-
/ Vergewaltigungsopfer auf dem Mars – das Paradies ist geschändet!“
Wenn die ersten Siedler das Dutzend übersteigt, dann beginnt die unvermeidliche
Segregation. Die Kämpfe um die Macht, die Ressourcen, die Frauen, das
Rechthaben … die kommen so sicher wie das Amen in der Kirche.
terraforming …
Na klar. Vielleicht schafft die Menschheit das eines Tages, einen erreichbaren
Planeten oder Mond entsprechend umzugestalten, das ein längerer Aufenthalt
dort möglich ist.
Wir glauben das
zwar nicht, denn "homo sapiens" ist so sehr auf seine eigene
Ausrottung erpicht, wie das kein Meteorit leisten könnte. Der verweilt
nicht mal ansatzweise so lange auf Erden wie sein Vetter, der Neandertaler.
In wenigen Jahzehnten, maximal Jahrhunderten ist Schluß mit dem Nackten
Affen! Da brauchen wir nicht über Jahrmilliarden schwafeln.
Allein die Menge
der Rohstoffe und Energieträger, die im Kampf des Nackten Affen gegen
seinesgleichen unwiederbringlich vernichtet wurde, wird seinen Perspektiven
auf Erden enge Grenzen ziehen.
Aber gesetzt den
Fall, es gelänge doch ...
Dann erst werden sie die neue Heimat richtig terraformen. Es wird dieselbe
Hölle – wie auf der Erde. Na dann – Unglück auf! |