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Die dunkle Seite der Filmkunst
2015 reüssiert das Machwerk „Die dunkle Gräfin“

Kotofeij K. Bajun
Sagen wir es gleich: Dieser horrible Schinken ist eine Monstrosität! Und das hat wenig mit der Protagonistin oder dem bluttriefenden Stoff dieser cineastischen Frechheit zu tun. So etwas hätten sich nicht einmal die Russen zu ihren übelsten Zeiten und voll des Wodkas gewagt!

Doch von Anfang an: Der Schundstreifen „Die dunkle Gräfin“ thematisiert ein weiteres mal das Leben der Sadistin und Serienmörderin Elisabeth Gräfin Báthory, die von 1560 bis 1614 ihre Welt terrorisierte.

Man erinnere sich: Vor nicht allzu langer Zeit erst versuchte sich die engelsgleiche Julie Delpy gemeinsam mit dem smarten Daniel Brühl an diesem Sujet. Der vom emanzipatorischen Geist Frau Delpys getragene Film ließ über den Weg einer Suche nach Verständnis für die hochadelige Mörderin unterschwellige Rehabilitierungsversuche durchschimmern. Das war aller Ehren wert – aber es nahm dem ansonsten künstlerischem Standard durchaus entsprechenden Film doch einiges von dem, was er an Potential vorgehalten hätte.

„Die dunkle Gräfin“ hingegen schießt an unterirdischer Qualität den Vogel ab. Wenn etwas noch grausamer ist, als die Báthory selbst, dann wohl diese Verfilmung ihres Unwesens. Hätte ein Student einer Filmhochschule eine solche Fehlleistung vorgelegt, man hätte ihn wohl stantepede wegen absoluter Talentlosigkeit exmatrikuliert.

Der Plot dreht sich um die Geschichte eines neunjährigen Zigeunerburschen und seiner 14jährigen Schwester. Diese wird gespielt von Isabelle Allen und es ist unverständlich, warum dieses Mädchen nicht für die Rolle der Wednesday F. Addams in der Addams Family gecastet wurde – so hätte wenigstens die Maske ein Vermögen sparen können. Die Gräfin hingegen wurde von Swetlana Chodschenkowa gegeben und wenn die Gräfin nur halb so brutal war, wie die schauspielerische Leistung Chodschenkowas grottig, dann muss es sich bei der Schächterin von Schächtitz tatsächlich um einen Prototypen der Ilse Koch von Buchenwald gehandelt haben.

Die Leistung der Regie entzieht sich der Kritik, weil – wie schon Dr. Kurt Tucholsky in Bezug auf die Nazis sagte – so tief kann man gar nicht schießen! Alle nur denkbaren Klischees aus dem Latschenkino der Fünfziger werden durchgehechelt und selbst Boris Karloff würde sich im Grabe umdrehen. Nichts ist diesen Stümpern heilig: Das Zigeuner-Geschwisterpaar ist blitzgescheit und unerschrocken bis zum Abwinken, klaut, was nicht niet- und nagelfest ist und hat ständig Visionen von der Zukunft, ein korrupter Richter irrlichtert durch die Szenenabfolge, die ältere Schwester der beiden Kinder wurde von der Gräfin zur willigen Mordmaschine gehirngewaschen, vollzieht aber noch kurz vor ihrem Tode für eine gerechte Sache einen fundamentalen Sinneswandel, Thurzo jun. ist erst Komplize, dann Verräter an der Gräfin … das Schlimmste aber ist: Mit der ungebrochenen moralischen Integrität des Zigeunermädchens selbst unter der Drohung des Todes maßt sich der Film eine Rolle an, die ihm beim besten Willen nicht zukommt: die des verzerrten Spiegelbilds des kongenialen Krabat von Kreuzpaintner. Das ist unverschämt! Das ist Blasphemie!

Um all die Skurrilitäten und Absurditäten dieser Erzählung zu kommentieren, gebricht es uns an Kraft. Nur eines noch: Der Gipfel der Grausamkeit – das ist die unterirdische Synchronisation in der deutschen Fassung. Das ist das berühmte „Schlimmer-geht`s-nimmer!“ Was dort für ein Haufen gelangweilter, lustloser, öde parlierender Dilettanten zusammengetrommelt wurde, ist ein Phänomen.

So bleibt nur eine Feststellung: Hätte es diesen Film im Jahre 1570, als Elisabeth Báthory zehn Jahre alt war, bereits gegeben, so hätte ein weitsichtiger Erzieher ihr diese Grausamkeit antun müssen, selbst auf die Gefahr hin, sich einer massiven Kindesmisshandlung schuldig zu machen: „Sieh genau hin, Elisabeth, wenn du deinem desaströsen Trieben keine Zügel anlegst, wird nicht die schlimmste Folge davon sein, dass man dich in den letzten vier Jahren deines Lebens in deinen eigenen Turm sperrt – nein, das wäre geschenkt! Die schrecklichste Konsequenz deines mörderischen Treibens wird dieser Film sein!" Und die kleine Elisabeth hätte entsetzt aufgeschrien und hätte die Straßenbahn ins nächstgelegene Kloster genommen …

 
B
13. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2012

18.05.2017