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Die Beste
Sabine Ratz -´F. Katzentraum, legendäre Lektorin des Landboten

Frau Sabine Ratz - F. Katzentraum

Jules-Francois Savinien Lemarcou
„Wissen sie“, pflegte Herr Bajun immer zu sagen, wenn die Rede auf die ehemalige Lektorin des Preußischen Landboten kam, „es gibt unter denen Männern und Frauen neunzig von Hundert schwanzbehaftete und schwanzlose Subjekte. Aber die restlichen zehn, die verdienen den Begriff Frau oder Mann. Unsere Frau Katzentraum, die ist ein Vollweib. Temperament – manchmal zu ungestüm – klug, witzig und schlagfertig, neugierig und interessiert. Sie hat einen immer wachen Verstand und einen kritischen Geist. Das macht sie als Persönlichkeit wertvoll und für den Landboten war es der Reingewinn...“ Dann schmatzte er für gewöhnlich zufrieden, leckte sich die Lippen und entschwand in seine Redaktionsstube.
Sabine „Ratz- F.“ Katzentraum wurde am 18. Februar 1968 in der Stadt des Großen Kurfürsten geboren. Rathenow, am Havelstrand gelegen, vom Kriege schwer gezeichnet und beinahe noch mehr vom anschließenden Wiederaufbau, war das erste, was Klein-Sabines Augen sahen. Nicht lange, denn die Familie lebte in einem Ort, von dem nur wenige Landkarten etwas wussten: Wendeberg hieß das Dutzend-Seelen-Nest. Tief im Wald, nicht fern der anhaltinischen Grenze. Nicht einmal Fischers Ortsnamenkunde märkischer Gemeinden erwähnt das Dörfchen nördlich von Plaue. In das letztgenannte Fischerstädtchen zog die Familie mit ihren drei Töchtern Anfang der Siebziger. Der Vater, ein Arbeiter, sportlich, aber auf anständige Kleidung beim Sonntagsausflug bedacht, erkrankte schwer und langwierig. Sich an die starken Schultern eines Vaters anlehnen, wie es die Sehnsucht vieler kleiner Mädchen ist, das ging nun nicht mehr. Und trotzdem machte sie ihren Weg, die Sabine Katzentraum. Mit der Sozialistischen Einheitspartei wollte sie gar nichts am Hut haben, ihr selbständiger und rebellischer Geist reagierte auf die penetranten Anwerbungsversuche allergisch. Die Deutsche Reichsbahn ließ sie den Beruf eines Instandhaltungsmechanikers erlernen, als Punktschweißerin wurde sie später bei harter Arbeit im Produktionsprozess der sozialistischen Planwirtschaft verheizt, wie so viele junge Frauen. Während der Schwangerschaft gab es einen Schonplatz – sie durfte Gebäudereinigung betreiben, borniertes Büro-Pack wollte die neue Putzfrau testen, ließ absichtlich einen 5-Mark-Schein auf dem Schreibtisch liegen. Frau Katzentraum, die Normbrecherin, die fleißig arbeitete, während der Rest der Putzfrauen quatschte und Hektoliterweise Kaffee soff, fiel auf diesen plumpen Versuch einer Versuchung keineswegs herein. Doch diese Zeit zeigte ihr das Elend geistiger Verwahrlosung selbst bei Führungskräften. Später verdingte sie sich als Näherin bei der Plauer Kinderkonfektion, die vorrangig für den Westen produzierte, den Frauen selbst aber von der guten Ware nichts übrig ließ. Es ist dieses Bigotte, dieses Verlogene, wogegen sich Frau Katzentraums Charakter immer wieder auflehnte, was ihre Opposition auf den Plan rief. Doch die Menschen sind wie sie sind. Später arbeitete sie bei einem niedergelassenen Arzt in B. Einem Charmeur, der es verstand, den Leuten selbst mit unredlichen Mitteln das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wäre sie weniger helle gewesen, Frau Katzentraum hätte womöglich bei diesem dubiosen Herren alt werden können – so aber stand wohl zu befürchten, dass ihr Wissen zur Bedrohung für ihn werden würde. Er schasste sie. Für eine fleißige und arbeitseifrige Frau wie Frau Katzentraum ist Arbeitslosigkeit eine inakzeptable Hölle. Hatte sie sich nicht ihre Ausbildung zur Arzthelferin seinerzeit mühsam erkämpft, mit der Unterstützung der damaligen brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrand? Nein, Arbeitslosigkeit kam für Frau Katzentraum nicht in Frage. Etwas scheu den heimatlichen Beritt zu verlassen, nahm sie dennoch die Herausforderung in der Residenz Potsdam an, als dort eine Stelle vakant wurde. Ihr Ruf hatte mittlerweile einen gewissen Glanz bekommen. Und so warb man sie just zu der Zeit, als die Verhältnisse an dem Potsdamer Poliklinikum unübersichtlich zu werden begannen, zurück in ihre Heimat ab. Nebenher betrieb sie das Lektorat des Preußischen Landboten, der sich auf das instinktsichere Urteil allezeit mehr verlassen konnte, als auf das jeder studierten Germanistin. Im Jahre 2007 trennten sich dann die Wege der Gazette und Frau Katzentraums zum größten Leidwesen des Preußischen Landboten. Frau Sabine Ratz - F. Katzentraum zitierte mitunter im Angesicht einer zu erwartenden schwierigen Situation ihren ersten Mann mit den Worten: „Es kommt – und geht vorbei.“ In Bezug auf das Fehlen unserer Frau Katzentraum sagte Herr Fjoellfross seinerzeit: Das kam und – so Gott will – geht es auch irgendwann vorbei. Gerade das Zwanzigste Jahr des Mauerfalls sollte uns zu der Erkenntnis in Demut führen, dass Gott groß, Mohammed sein Prophet und vor Gott kein Ding unmöglich ist. Auch wenn's manchmal 28 Jahre dauert...


Chefredakteur Fjoellfross und Frau Sabine Ratz - F. Katzentraum in Jerchel / Altmark am 31.12.2005

P 1. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2006
12.11.2009