|   zurück 
        zum Landboten 
        
       | 
    Mrs Potts 
        streikt und die Dummheit feiert Urständ 
       
        Don M. Barbagrigia 
        Havelsee. Mrs 
        Potts ist Engländerin oder Amerikanerin oder Neuseeländerin oder Australierin 
        … keine Ahnung, irgendetwas englischsprachiges eben – ist auch wurscht: 
        sie kommt aus Dummenland – und das ist international. 
         
        Mrs Potts twittert. Sie wissen schon – Twitter – dieser Kurznachrichtendienst 
        für die Leute, die kaum mehr als drei Buchstaben sinnvoll aneinanderzureihen 
        vermögen, aber trotzdem felsenfest glauben, die Welt mit ihrem privaten 
        Unfug zumüllen zu müssen. 
         
        Es zwitschert also, das Potts-Vögelchen, denn nichts anderes bedeutet 
        „to twitter“ schließlich. Und was sie zwitschert, das hat es fürwahr in 
        sich. Sie streikt nämlich! Mrs Potts ist Hausfrau und hat die Schnauze 
        voll. Nicht von der Hausarbeit an sich, sondern davon, dass diese von 
        Ihrem Ehemann und den gemeinsamen Rangen so gar nicht wertgeschätzt wird. 
         
        Das frisst und säuft und kackt und schmeißt die dreckigen Klamotten in 
        der Gegend umher – Muttelchen-Puttelchen wird schon kochen, auftafeln, 
        abräumen, abwaschen, sauber machen, Klopapier auffüllen, Müll runter bringen, 
        Wäsche waschen, trocknen, zusammen – und in den Schrank legen, wo sich 
        die verkommene Sippschaft wieder nach Herzens Lust bedienen kann. 
         
        Die Bande nimmt das alles ganz selbstverständlich als gegeben hin und 
        davon hat Mrs Potts also die Schnauze voll. Bis dahin. Der Landbote sagt: 
        Verständlich! 
         
        Mrs Potts tritt in den Streik. Auch das ist durchaus nachzuvollziehen. 
         
        Das Streiktagebuch veröffentlicht Mrs Potts über Twitter. Sie berichtet, 
        wie die Familie das Problem zuerst ignoriert, frech immer wieder neues 
        Geschirr und Besteck aus dem Regal angelt, frisst, säuft, kackt und Wäsche 
        verschleißt wie immer – nur irgendwann ist das abgewaschene Besteck alle 
        und die gebügelte Wäsche ist es auch. Dafür setzt das gebrauchte Geschirr 
        Krusten und Schimmel an, der Müll stinkt und die in die Ecke gefeuerte 
        Dreckwäsche tut es auch. Mrs Potts leidet – aber sie hält durch. Tapfere 
        Frau! 
         
        Irgendwann – so zwitschert sie erfreut – kommt die gewünschte Bewegung 
        in die Sache: Der Alte beginnt den Müll runterzutragen, die Kinder mühen 
        sich abzuwaschen, denn vor dem ranzigen Kram ekelt es sie doch – ja, und 
        wie bringt man nun eine Waschmaschine zum Laufen? 
         
        Kommt jetzt der AHA-Effekt? Sagt die elende Sippe der Mami nun jeden Abend 
        zärtlich „Dankeschön“, die Jungens machen einen Diener im Matrosenanzug 
        und die Mädchen knicksen zierlich das eine Füßchen vor das andere gestellt? 
        Flötet der Alte ihr jetzt in die Ohren, dass er nun weiß, was er an ihr 
        hat? 
         
        Geht es ihr nur darum, oder auch darum, dass die Drohne und die Brut endlich 
        mal mit anpacken und sie entlasten? 
        Alles egal. Wir sehen Mrs Potts als Adressatin für den Dummentöter, der 
        mit Sack und Plempe vorbeikommen und seine Sisyphus-Arbeit an ihr verrichten 
        sollte. 
         
        Warum? Weil sie offensichtlich nicht hingeschaut hat, als sie mit dem 
        Alten vor den Altar trat. Die alte Bäuerin Emma Hübner aus Prützke, Kreis 
        Zauch-Belzig, sagte: Bevor ihr heiratet, solltet ihr einen Scheffel Salz 
        miteinander gegessen haben. Ein Scheffel – das sind 52,75 Liter brandenburgisch 
        Maß; selbst das dem Scheffel entsprechende Bushel hätte immer noch 35 
        Liter. Ehe man das in verträglichen Dosen verzehrt hätte, wäre soviel 
        Zeit vergangen, dass man den anderen schon sehr gut einschätzen kann und 
        weiß, wes Geistes Kind der ist. Wenn der Lump zu faul ist, den Müll runterzubringen 
        und seiner Frau bei der Hausarbeit zu helfen, dann ist das kein Mann, 
        sondern ein Fatzke. Kauft sie sich so ein Exemplar, braucht sie über die 
        Folgen nicht zu lamentieren. 
         
        Das ist dasselbe, als kaufte man beim wimpelbeflatterten Roßtäuscher, 
        pardon, Gebrauchtwarenhändler eine Flitzekiste, mit der man Staat zu machen 
        gedenkt: Hervorragend im Lack – kein Kratzer dran, alle Wetter! Aber drinnen 
        – eine Katastrophe: Lager ausgeschlagen, Federbeine kaputtgeschruppt, 
        Bremsen laufen auf Metall, Dichtungen lecken, was das Zeug hält. Wenn 
        ich mich von meinen Illusionen verführen und betrügen lasse und dabei 
        das elementare Gebot vernachlässige, das Objekt meiner Begierde sachlich 
        und vor allem tief unter der Fassade zu prüfen, dann klebe ich mir mit 
        meinem nachträglichen Trara ein Post-It-Zettel auf die eigene Stirn, auf 
        dem für alle gut sichtbar zu lesen steht: Ich bin ein Idiot! Well done, 
        Mrs Potts! 
         
        Das gilt erst recht für die Früchtchen, welche dieses Pärchen in die Welt 
        gesetzt hat. Eine Frau muss streiken, damit ihre Kinder merken, was sie 
        den ganzen Tag über macht? Im Ernst? 
         
        Dann ist nur eine Schlussfolgerung möglich: Sie hat das Ihrige dazugetan, 
        dass diese Mistbrut völlig verzogen ist. Es sind ihre Kinder – und sie 
        hat sie zu dem gemacht, was sie sind. Sie fährt die Ernte ein, die sie 
        selbst gesät hat? Wozu also das Greinen? 
         
        Und das doofe Publikum klatscht begeistert in die Hände. Begeistert, weil 
        das geschilderte Problem das Ihrige auch ist. Wären die Zustände im Hause 
        Potts exotischer Natur – man würde nur verwundert den Kopf schütteln. 
        Aber nein – es ist ubiquitär! Es ist das Problem aller Eltern, die ihre 
        Kinder unter Anleitung zeitgemäßer Musterpädagogik und Kuschelromantik 
        zu egomanischen, gesellschaftskonform asozialen Monstern erzogen haben, 
        welche keine Grenzen kennen und nur für sich und in den Tag hinein leben. 
        Nun stehen die Alten da und erregen sich über das Ergebnis ihres eigenen 
        Versagens. 
         
        Der Dummentöter bräuchte seine Plempe gar nicht einzustecken – die Zahl 
        der Idioten ist also Legion: Es sind genau diejenigen, die Mrs Pott’s 
        Gezwitscher viral gehen lassen und feiern. 
         
        Besagte Zauche-Bäuerin pflegte auch zu sagen: Herr, lass Hirn regnen oder 
        Steine – aber für was du dich auch entscheidest: Triff! Dazu spricht der 
        Preußische Landbote: AMEN! 
      
       |