Abschied von Claudia  
                Der Preußische 
                  Landbote 
                Der zornige 
                  Wille eines unsinnigen Gottes forderte am 14. Dezember 2005 
                  morgens gegen acht Uhr das Leben unserer von Herzen geliebten 
                  Freundin Claudia J. von Kade. Was dieser Verlust uns bedeutet, 
                  ist nur unter Mühen und Tränen in Worte zu kleiden. 
                  Nicht ganz dreißig Jahre war es ihr vergönnt, das 
                  Leben derer zu bereichern, die das große Glück hatten, 
                  ihr nahezustehen.  
                  Eine völlig unverschuldete, dämonisch bösartige 
                  Krankheit zwang ihr das unvermeidliche Schicksal eines unzeitigen 
                  Todes auf. 
                  Sie kannte dieses Schicksal seit langem. Unzählige Menschen 
                  würden im Angesicht einer solchen infausten Prognose innerlich 
                  zusammenbrechen, gereizt oder weinerlich, tyrannisch oder apathisch 
                  reagieren. Nicht so diese einem Märchen entstiegene Fee: 
                  Von einem grundgütigen und liebevollen Wesen war sie stets 
                  um den Nächsten besorgt, ohne das eigene Schicksal auch 
                  nur im mindesten zu verdrängen. Sie thematisierte es nicht 
                  häufig – das ist wahr. Aber sie setzte dem drohenden 
                  Tode eine unbändige Lebensfreude entgegen. Diese Frau war 
                  ein Kraftzentrum, an das sich die Gesunden anlehnten. Ein unbeschwertes 
                  Wesen hatte sie sich aufs Panier ihrer Lebensphilosophie geschrieben. 
                   
                  Die Echtheit eines solchen Charakters wird nirgends so hart 
                  auf die Probe gestellt, wie auf dem Totenbett. Und dort entfaltete 
                  sich dann auch der einzigartige Glanz dieses Juwels unter den 
                  Töchtern Anhalts: Bis zum Schluß konnte ihr das übergroße 
                  Leiden keinen einzigen Klagelaut entwinden. 
                  Wir hatten das große und unverdiente Glück, den Lebensweg 
                  dieser wunderbaren Frau über ein Kleines kreuzen und begleiten 
                  zu dürfen. Mit dem Verlöschen ihres irdischen Daseins 
                  ging somit über unserem Pantheon ein neuer, ein strahlender 
                  Stern auf, dessen Licht uns zu großer Treue demgegenüber 
                  verpflichtet, was sie uns hinterließ: Ihre Art nämlich, 
                  das Leben für sich zu entdecken und einzufordern – 
                  und jedem Tag, jeder Sekunde das Möglichste an Glück 
                  und Freude abzuringen.  
                  Der Schmerz um das Wissen, nie wieder ihre Stimme hören 
                  zu dürfen, niemals wieder von ihren Augen gesehen zu werden, 
                  entzieht sich jeder Beschreibung. Dankbar sind wir nur dem Umstand, 
                  daß sie nun aller Qualen ledig ist. Und dankbar sind wir 
                  für das, was sie uns mitgab für den Rest unseres Lebens. 
                  Diese einfache junge Frau, bar jeder Prominenz und gesellschaftlicher 
                  Bedeutung –für uns war sie ein unwiederbringliches 
                  Gottesgeschenk. Hätten wir die Wahl gehabt zwischen einem 
                  Wochenende zu Gast bei der britischen Queen und einem fünfminütigen 
                  Zusammensein mit Frau Claudia – die Entscheidung hätte 
                  sich nicht einmal gestellt! 
                  Mit blutender Seele nehmen wir Abschied von einer Blume, die 
                  wahrhaft geschaffen war im Antlitz Gottes und die dieser – 
                  verlassen von allen guten Geistern – von uns nahm. 
                  Möge Dir die Erde leicht werden, liebe Freundin! Dein Bild 
                  bleibt in uns bestehen, bis auch unsere Augen brechen. 
                  Wenn es an der Zeit ist, werden wir Dir, wie wir es versprochen 
                  haben, ein Denkmal in unserer Zeitung aufrichten – unter 
                  den Persönlichkeiten – in deren Canon aufgenommen 
                  zu werden Du mehr als würdig bist. Dieses Denkmal aber 
                  wird uns überdauern, solange das Volk der Deutschen eine 
                  zentrale Bibliothek besitzt.  
                Sabine R. Katerbow 
                   
                  Benjamin Katerbow 
                  Michael L. Hübner  |