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Brandenburger feiern ihren Propheten

Michael L. Hübner
Am Pfingstmontag, dem 12. Mai lud das Brandenburger Theater zum diesjährigen Muttertagskonzert ein. Eingehende und bekannte Weisen aus der Welt der Operette wurden vor einem randvollen Hause dargeboten. Die zur Verfügung stehenden 464 Plätze waren restlos ausverkauft. Das Salonorchester des ehemaligen Metropoltheaters zu Berlin unter Leitung von Torsten Scholz spielte sich beinahe zweieinhalb Stunden lang in die Herzen der Theatergäste. Mit ihrer Geige und der ihr eigenen, lebhaften Grazie bereicherte die gute Seele der Muttertagskonzerte, Frau Eva Sänger aus Brandenburg an der Havel, den Klangkörper.

Ingrid Krauß (Sopran) und Reinhard Ginzel (Tenor) verwöhnten ihr überwiegend der zweiten Lebenshälfte entstammenden Publikum mit geschulten Stimmen. Harmonisch gut auf einander abgestimmt, boten beide eine Vorstellung, die von den Gästen des Theaters mit lebhaftem Beifall honoriert wurde. Frau Krauß, die selbst noch in hohen Tonlagen sehr präsent war, stand ihrem sehr eleganten Gesangspartner durchaus in nichts nach.

Den Höhepunkt des Abends aber bildete mit Sicherheit die Moderation durch den ehemaligen Generalintendanten des Brandenburger Theaters, Ekkehard Prophet. Das Publikum demonstrierte mit stetem Beifall vor und nach jedem Auftritt Prophets seine ungebrochene Verbundenheit mit seinem einstigen Theaterchef. Vierzehn Jahre sind vergangen, seit Prophet das Amt des Intendanten nicht mehr ausübt, seit neun Jahren ist er nicht mehr als Schauspieler am Hause im Theaterpark tätig – dennoch, diejenigen Bürger dieser Stadt, denen Kultur ein Herzensanliegen ist, haben diesen ausgezeichneten Theatermann nicht vergessen. 56-mal sang er selbst den Milchmann Tewje aus „Anatevka“ – anlässlich des Muttertagskonzertes gab er noch einmal das weltberühmte „Wenn ich einmal reich wär…“. Der Alt-Intendant rezitierte Tucholsky und Brecht mit Verve und Souveränität und zu Herzen gehender Interpretation.

„Vollendet“ ist ein großes Wort – hier aber trifft es ins Schwarze. Erstmalig stand Ekkehard Prophet auf der Bühne des neuen Theaterbaus in der Grabenstraße, welcher maßgeblich auch auf das Wirken seines damaligen Chefs hin entstand. Hier zeigte er, dass die Intendanz das Spektrum seines Könnens nicht umschließt - hier offenbarte sich ein Vollblutschauspieler, ein Großer der Zunft. Der anhaltende Applaus unterstrich die immer noch festen Bande zwischen Ekkehard Prophet und seinem Publikum unüberhörbar.

In diesem Zusammenhang ließen sich in der Pause viele Stimmen vernehmen, welche die Abwesenheit von Vertretern der gegenwärtigen Intendanz beklagten und zum Ausdruck brachten, wie sehr man eine so ehrenvolle Geste zu schätzen gewusst hätte.

Es war eine Freude, Ekkehard Prophet kommen zu sehen. Mit Wehmut wurde er verabschiedet. Das ihm aus der ersten Reihe zugerufene „Kommen Sie recht bald wieder!“, repräsentierte mit Sicherheit nicht nur die Ansicht eines einzelnen Herren.

Die anhaltend positive Resonanz auf die seit nunmehr acht Jahren etablierten Muttertagskonzerte lässt auf eine verlässliche Fortführung des so erfolgreichen Formates hoffen.

 
B
5. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2008