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"Freunde", die Russland nicht braucht


Kotofeij K. Bajun. Havelsee. Wir hören, dass der russische Militärattaché in Seelow der Gefallenen der Roten Arbeiter- und Bauernarmee der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken gedenkt.

Das ist durchaus notwendig.

Wir hören, dass in Deutschland Menschen öffentlich für Russland Farbe bekennen. Auch das halten wir für gut und nötig.

Aber: Einige Leute, die das tun – die gefallen uns nicht. Das sind mehrheitlich Leute, die dem Ansehen Russlands in der deutschen Bevölkerung schaden.

Wir sagen es hier unmissverständlich: Der Preußische Landbote distanziert sich von Nationalisten, Faschisten und Antidemokraten aller Couleur und aller Nationen.

Wir haben nichts am Hut mit russischen Klerikalfaschisten, Nationalisten, der neuen russischen Hautevolee und dem alten russischen Zarenhof. Nachtwölfe sind für uns gewöhnliche Schlägertrupps, durchaus gefährliche Männchen, die mit ihrem Testosteron nicht fertig werden, nicht in der Lage sind, eine vernünftige Frau zu gewinnen und etwas in Ihrem Leben zu schaffen, das dem Wohl vieler dient.

Anderen mit Gewalt drohen – das kann jeder Idiot. Das ringt uns keine Achtung ab.

Dieses idiotische Rudelverhalten ist dem Nackten Affen leider immanent – er ist ein Rudelvieh, das sich mehrheitlich außerhalb einer Gemeinschaft einsam, schwach und verängstigt fühlt. Je stärker und martialischer ein Rudel auftritt, dem er sich anschließen kann, desto stärker und sicherer fühlt sich das einzelne Mitglied dieser Gemeinschaft.

Das gilt in Russland wie überall in der Welt. Jeder, der ein Rudel nötig hat, demonstriert damit die eigene, innere Schwäche und Erbärmlichkeit. Diese Leute sind nichts aus sich heraus. Selbst die Führer dieses Rudels machen da keine Ausnahme – denn sie brauchen die Gefolgschaft, um der eigenen Persönlichkeit ein Gewicht zu verleihen.

Newton, Hawking, Kant, Einstein, Diogenes – diese Leute strahlten Stärke ab, ohne einer Resonanzfläche zu bedürfen. Die fand sich dann später von alleine.

Nein, der Preußische Landbote wird niemals das Sprachrohr einer auf Krawall gebürsteten Canaille sein. Eine Stärke, die sich nicht anders denn durch Gewalt zu artikulieren weiß, ist und bleibt Schwäche.

Diejenigen aber, die Russlands Fahne hoch halten, um der hiesigen Regierung ihre Opposition anzuzeigen, sollen sich darüber im Klaren sein, dass Russland es auch nicht verdient hat, für durchaus notwendige innerdeutsche Auseinandersetzungen instrumentalisiert zu werden.

Die Demokratie bietet genug Möglichkeiten, einer missliebigen Administration Kontra zu geben.

Krieg bedeutet immer ein völliges Versagen aller am Krieg beteiligten Parteien und das sind in diesem Falle in erster Linie die Ukraine, die USA, Westeuropa aber eben auch Russland.

Ja, der Westen hat sich übel an Russland vergangen, es behandelt wie den letzten Dreck, eben wie Bruno, den Problem-Bären. Ein gewaltiges Land wie Russland sollte doch aber genug Potential haben, die Konflikte mit den Widersachern in zeitgemäßer Form zu lösen, ohne dass Unbeteiligte und Schuldlose in die Steinzeit und auf die Flucht gebombt werden müssen.

Ein berüchtigter Inquisitor zeigte einmal in Anwesenheit eines Dritten einem Gast eine Vorderlader-Pistole. Er erklärte ihm, mit der Waffe einen Schuss abgeben zu können. Er könne mit dieser Waffe beide Anwesenden bedrohen – wenn er aber schösse, dann hätte in aller erster Linie er, der Inquisitor, einen tödlichen Fehler begangen, denn der Überlebende würde ihn dann leicht überwältigen können.

Das ist die simple Wahrheit des Pyrrhus-Sieges, die sich durch die Jahrtausende menschlicher Konfliktgeschichte zieht. Das hat sogar Mielke begriffen, als er sagte: „Genossen, wenn wir an der Grenze schießen müssen, haben wir im Vorfeld schlecht gearbeitet.“ Wenn eine solche Erkenntnis selbst einem bauernschlauen Schwachkopf und Gewalt-Proleten wie Erich Mielke zur Verfügung stand, sollte man doch annehmen, dass es in Russland genügend kluge Köpfe gibt, die den Zaren besser hätten beraten sollen. Valentin Falin beispielsweise hätte dieses idiotische Abenteuer bestimmt nicht für gut befunden.

Anlehnend an Bismarck, der da sagte, der ganze Balkan sei nicht das Leben eines pommerschen Soldaten wert, vertreten wir die Ansicht, die ganze Ukraine war dieses militärische Desaster nicht wert, bei der die Gefahr groß ist, dass nicht nur der Ruf der russischen Armee, sondern der des ganzen Landes dauerhaft beschädigt wird.

Denn auch, wenn sich Moskau jetzt nach Osten wendet: China und Indien haben eines mit den USA gemeinsam: Sie vertreten auch nur ihre eigenen Interessen und sehen Russland keineswegs mehr als Partner auf Augenhöhe an. Ebenso wenig wie sie Europa noch für voll nehmen.

Daher war es die verbrecherische Dummheit Westeuropas, die ukrainischen Gierschlünde zu hofieren um einem angeblich höheren geostrategischen Interesse dienend ein weiteres Stück postsowjetischen Raum von Moskau loszueisen und dem Bären bedrohlich auf den Pelz zu rücken.

Gezündelt hat Europa, mit Rückendeckung der Yankees, die Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch als nützlichen und arschkriechenden Idioten vorschicken. Sie haben alles dafür getan, die kritische Distanz zu diesem kontinentalen Giganten Russland zu unterschreiten.

Dennoch kann man nicht umhin festzustellen, das es die gleichwertige und unwürdige Idiotie des Zaren und seiner Führungsriege war, über dieses Stöckchen zu springen, anstatt die Dinge eleganter und hinter den Kulissen zu lösen. Ansätze gab es genug.

Russland hätte eines Bismarck oder eines Talleyrand bedurft. Hatte es aber leider nicht. Dafür haben wir jetzt die Katastrophe.

Zum Teufel damit!

26. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
18.04.2022