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"Externe Beiträge"

Paul Beneke
Admiral der Hanse, Bürger und Ratsherr von Danzig; Pirat († 1480)

Rede an die Mannschaft der "Peter von Danzig"

Och, Ghessellen, wath do wy nu? Wath wyl hyr uth werden? Wo wille unde kane wy duth voranthwerden? Nu wolde yck doch, dath yck duffen Dach nycht affgeleueth, dath yck myth mynen Oghen moeth anssen, dath sso mennych erlyker dudisker Krygesman unde Schipman vor den Walen vorsageth de Fflucht nymth. Wath hebbe wy doch vor Orsake? Wath maketh uns sso vorsageth? Were uns nycht erlyker, dath wy alle vor unssen Vyenden um unsses Vaderlandes Vryheyth ghestortheth unde thor Stede ghebleuen, alsse dath wy de Schande unsse Leuelanck schalen dragen, dath uns ock de Kyndere myth Ffyngeren anwyssen unde naseryen: Dath syn, de synck van den Walen hebben lathen yaghen! Ghedenth doch, welck enen Moeth unsse Vyende, de Engelsche, werden thugen, dath sse alle Tydt wynnen unde wy vorloren. Wo mennyghen fframen dudisken Copman unde Schyypman werde wy umme Lyss unde Gudt brynghen. Och, hedde wy uns des Speles nycht vorghenamen: Were vele bether, wy hedden yo es ghude Mathe ghehath, dath uns de Walend ere Leue lanck vor de Ogen nycht ghekregen hedden. Hebbe ych nycht tho yuw tho varen ghespraken: Broder, dar were wol ene ghode Buthe vorhanden, auerst sse wyl Arbeyth kosten. Welde ghy alle alsse ych Ernst bewysen, sse schold uns nycht enstan. Auerst vnuorscgrockken Herthe unde Ffusste wyllen dar tho horen. De Galeyde ys groth, dar tho eyn unschuselyck Best anthosende, des ghy nycht ghewanen syn, vele Ffolcke unde Gheschutthe thotherusteth. Auerst yd syn Walen unde nene Dudiske. Sso wy auerst unssen Voruederen na myth Herthen unde Ffssten wolden Dudisken syn, sso scholde uns de Buthe nycht enstan unde unsse Leuedaghe uns gudt doen. Do repe ghy alle: Ich scholde anders an yuw nycht vynden. Den dath dudisken Menneren wol anstende. Och grothe Goth, nu moth yck myth mynen oren anhoren, dath de Walen uns naropen: Sso schal me de dudisken Hunda yaghen Scholde nycht eyn erlyker Dudisker leuer steruen alsse ssodans horen.

 

„Ach, Gesellen, was machen wir da? was soll daraus werden? wie wollen und können wir das verantworten? wollte ich doch, ich hätte diesen Tag nicht erlebt, da ich mit eignen Augen sehn muß, wie so mancher deutsche ehrliche Kriegsmann und Seemann vor den Welschen verzagt und die Flucht nimmt? was für Ursach haben wir denn; was macht uns so feigherzig? Wär’ es nicht ehrenvoller, daß wir alle vor unsern Feinden um unseres Vaterlandes Freiheit stürben und auf dem Platz blieben: als daß wir unser Lebenlang die Schande tragen, daß die Kinder mit Fingern auf uns weisen und uns nachschreien: das sind sie, die sich von den Welschen jagen lassen! Das wird [243] den Engelschen Muth machen, und sie werden allezeit gewinnen, und wir davonlaufen! Wie manchen frommen deutschen Seemann und Kaufmann werden wir um Leib und Gut bringen! ach, wären wir nur gar nicht losgegangen! es wäre ja besser, daß uns die Welschen ihr Lebenlang nicht mit Augen gesehn. Habe ich Euch nicht vorher gesagt: „Brüder, da wäre wohl eine gute Beute, aber sie wird Arbeit kosten? Wolltet Ihr alle, wie ich, mit Ehren drauf und dran, so sollte sie uns nicht entstehn; aber unerschrockne Herzen und Fäuste gehören dazu. Die Galeere ist groß, und wie ein scheußliches Beest anzusehn, dessen Ihr nicht gewohnt seid; dazu viel größer als unser Schiff und mit vielem Volk und Geschütz zugerüstet; jedoch es sind Welsche und keine Deutsche. Wollen wir aber nach unserer Väter Art mit Herzen und Fäusten Deutsche sein: so soll die Beute uns nicht entstehn, und uns unser Lebenlang gut thun.“ Da rieft Ihr alle, man sollte Euch nicht anders befinden, als wie es deutschen Männern wohl anstünde. O, großer Gott, nun muß ich mit eignen Ohren anhören, daß die Welschen uns nachrufen: so müsse man deutsche Hunde jagen! Sollte nicht ein ehrlicher Deutscher lieber sterben als das anhören?“

EB 1. Volumen

Preußischer Landbote, 2010

23.11.2010