Auf Gotteslästerung 
          den Tod
          wenn der Hunger den Verstand vernebelt
        Akinokawa Michi
          Wieder einmal rennen zehntausende Menschen durch die Straßen Islamabads. 
          Sie brüllen gegen den Versuch der Regierung, die Todesstrafe für 
          das Delikt der Gotteslästerung aufzuheben. Die meisten von ihnen 
          sind arme Teufel, denen Allah eindeutig die Schattenseite des Lebens 
          zugewiesen hat. Sie alle scheinen kollektiv am Stockholm-Syndrom zu 
          leiden. Man erinnere sich: Entführungsopfer verlieben sich mitunter 
          unsterblich in ihre Kidnapper. Und hat sie Allah nicht quasi in diese 
          unseligste aller Welten entführt, während amerikanische Luxus-Gaken 
          zur selben Zeit auf den Pariser Boulevards in einer Minute mehr Geld 
          verplempern, als ihre ganze muselmanische Familie für die nächsten 
          10 Jahren bräuchte, um ihr erbärmliches Leben zu fristen? 
          Lästern diese jungen und höchst überflüssigen Weibsbilder, 
          die noch nie im Leben einen Finger krumm machen mussten und dafür 
          ihre mit Silikon gefüllten Titten schamlos durch die High-Society-Welt 
          schlenkern, nicht Tag für Tag den Höchsten? Und sie, die armen 
          Gläubigen, die völlig unverschuldet zusehen müssen, wie 
          sich ihre Kinder zu Tode hungern, zwängen sie ihre Frauen nicht 
          vorschriftsmäßig in Burkas und drücken selbst das Gesicht 
          fünf mal am Tage in Richtung Mekka in den Schlamm? Sprechen sie 
          nicht die vorgeschriebenen Gebete mit Inbrunst? Allah! Dein Name sei 
          gepriesen wie auch der des Propheten! Wo ist DEINE Gerechtigkeit? An 
          die kleinen Luxusschnepfen kommen die Frommen nicht heran. Und auch 
          nicht an die anderen Gottlosen dieser Welt, diejenigen, die ihren Söhnen 
          Maschinenpistolen, Panzerfäuste, Granatwerfer und Handgranaten 
          verkaufen, mit denen sie ihre Jüngsten drapieren, um die Stirn 
          das grüne Schriftband, das sie als Märtyrer ausweisen soll. 
          An wem sollen sie sich denn schadlos halten, wenn nicht an den anderen 
          armen Schweinen, die gerade noch in der Reichweite sind, und auf die 
          man eindreschen kann? Nun ist es zwar prinzipiell möglich, auf 
          jedermann zu jeder Zeit einzuschlagen – aber ein Vorwand wäre 
          doch beruhigend fürs eigene Gewissen. Und was gäbe es für 
          einen besseren Vorwand als Gotteslästerung?! Wirf dem Nächsten 
          einen Diebstahl vor und am Ende beweist der Lump noch, dass er es gar 
          nicht war. Gott hingegen ist geduldig, sehr geduldig. ER widerspricht 
          nicht oder eben nur sehr selten. Und wenn er das tut, in einem Ordal 
          beispielsweise, hat er da nicht allzu oft schon ein Fehlurteil gesprochen? 
          Aber halt! Wir werden doch nicht... Also drücken wir es anders 
          aus: Wurden die Bedingungen der Gottesurteile nicht schon fürchterlich 
          oft falsch festgelegt oder irrig interpretiert und das alles von Menschen, 
          die sich anmaßten für IHN zu sprechen? Wann hätte ER 
          jemals so reagiert, wie die es von IHM erwarten, die SEINEN Willen unablässig 
          verkünden. Hoppla! Da stolpern wir so ganz nebenbei über ein 
          Problem, über das sich die fanatischen Wirrköpfe so gar keine 
          Gedanken machen und das ihnen vielleicht mal ganz böse auf die 
          Füße fällt. Wer sind sie denn, dass sie Allah vorschreiben 
          wollen, was IHN beleidigt und was nicht? Sie sind ein Haufen Lehm und 
          Dreck und ein Quentchen Hauch des Unendlichen, wie Stefan Heym es einst 
          formulierte. Sie sind SEINE Schöpfung, die sich anmaßt, dem 
          Alten etwas aufzuobtruieren. Ist das nicht die wahre Gotteslästerung? 
          Verurteilen sie sich damit nicht selbst nach ihren eigenen Worten zum 
          Tode und zur ewigen Verdammnis? Wir werden den Teufel tun, diese Frage 
          zu beantworten. Denn wir werden Allah mit Sicherheit nicht verhöhnen, 
          indem wir SEINE Meinung kundtun. Wir kennen sie nicht. Wir wissen nur, 
          was der Prophet Micha in 6.8 verkündete: Es ist dir gesagt Mensch, 
          was gut ist und was der Herr von Dir fordert: Nämlich Gottes Wort 
          halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Da steht 
          nichts von Gotteslästerung und schon gar nichts darüber, wie 
          man dieses nicht existierende Verbrechen ahnden soll. Der dringende 
          Verdacht also tut sich auf, dass ein pakistanischer Mob sich genau wie 
          jeder religiös fanatisierter Plebs seit Jahrtausenden vor den Karren 
          einer Elite spannen lässt, die den Mob für blöde verkauft 
          und dasselbe auch mit Allah versucht. Die brüllende Menge würde 
          also ein Fünkchen Restverstand beweisen, wenn sie Plakate durch 
          die Straßen Islamabads tragen würden, auf denen zu lesen 
          steht: Wir wollen diejenigen zu Tode bringen, die unsere Peiniger verhöhnen 
          und lästern! Sie mögen doch Allah dort heraushalten! Aber 
          so blöde sind sie denn doch nicht. Selbst wenn sie sich zu diesem 
          Masochismus bekennen, bringen sie sich in Gefahr. Denn dann deckten 
          sie die Karten auf, wie sie wirklich verteilt sind und Allah sitzt bei 
          diesem elenden Spiel ganz gewiss nicht mit am Tisch. Er schützt 
          sie nicht und das ahnen sie. Er straft sie auch nicht für ihren 
          Hass gegen den Nächsten. Jedenfalls nicht mehr, als sie sich mit 
          ihrem erbärmlichen Leben eh schon bestraft fühlen. Also ziehen 
          sie aufgeladen durch die Städte und geben damit zu erkennen, dass 
          Allah, die Liebe selbst, ihrer Ansicht nach Abel geschaffen hätte, 
          damit ihn Kain erschlage? Das ist ja doch wohl die pure Gotteslästerung, 
          oder?