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Japan bebt

共感: 日本の災害達の2011年東北地方太平洋沖地震
(2011 Tohoku-chiho Taiheiyo-oki Jishin)
Unser Mitgefühl gilt den Opfern des Sendai-Erdbebens

B. St. Fjøllfross
Es war keine Frage, ob…, sondern nur: wann!
Nun hat das Große Beben vernichtend zugeschlagen und es hat unsere ostasiatische Zwillingsnation getroffen: Das tapfere Japan, das in seiner Geschichte schon so viele herbe Schläge hat hinnehmen müssen, ist am Freitag, dem 11. März um dreiviertel drei Uhr nachmittags Ortszeit von einem Beben heimgesucht worden, dass zu den fünf heftigsten zählt, die jemals seismometrisch erfaßt wurden. Damit noch nicht genug, raste ein verheerender Tsunami über die Westküste der Insel, der Wohnviertel, Brücken, Geleise, Straßen, Automobile und wahrscheinlich auch viele Tiere und Menschen hinwegrasierte. Tsunami (??) – dieses japanische Wort, welches „Hafenwelle“ bedeutet, fand nicht umsonst Eingang in den internationalen Sprachgebrauch zur Bezeichnung dieses grauenhaften Naturphänomens. Japan gehört zu den Staaten des pazifischen Feuerringes, der es aufgrund der tektonischen Aktivitäten der Erdkruste immer wieder hageldick abbekommt.
Natürlich ließ uns die Große Weihnachtswelle von 2004 im Indischen Ozean nicht unberührt. Wenn aber das Reich der aufgehenden Sonne getroffen wird, dann stehen in der Redaktion des Preußischen Landboten nicht nur Herrn Akinokawa die Tränen in den Augen. Es ist so unendlich viel, was uns historisch gesehen mit dieser fernöstlichen Kulturnation verbindet. Dabei spielt in unseren Erwägungen die faschistische Achse Berlin-Tokio die allergeringste Rolle, auch wenn sie die Parallelen in den Entwicklungen beider Völker deutlich illustriert. Im Zeitalter der totalitären Imperien stürzten sie gemeinsam vom höchsten Niveau, welches Kulturnationen erreichen können, hinab in den Abgrund faschistischer und völkisch größenwahnsinniger Barbarei. Dem voraus gingen Kleinstaaterei, entsetzliche Kriege, Bedrohungen von außen – bei Deutschland waren es umliegende Völker, bei Japan die Gewalten der Natur – Japan fand zur Ruhe nach der Schlacht von Sekigahara, Deutschland nach dem Westfälischen Frieden. Nippon schottete sich während der Schogunzeit nach außen hin ab, Deutschland verkroch sich ins Schneckenhaus des Biedermeier. Beide trieben Kunst und Kultur in schwindelerregende Höhen – beider Fall war tief. Hiroschima, Nagasaki und Dresden gingen gemeinsam unter wie vor ihnen die „Bismarck“ und die „Yamato“. Alle bezahlten sie den Preis für ihren irrwitzigen Traum von der tyrannischen Herrschaft in der jeweiligen Hemisphäre. Die Japaner sind, wie eingangs vom Preußischen Landboten postuliert, unsere Zwillinge am anderen Ende des eurasischen Kontinents. Ihr Leid ist unser Leid.
Wir zittern mit ihnen, wenn sie nun, da die ersten Schrecken überstanden sind, angsterfüllt auf das explodierte Atomkraftwerk Fukushima I starren. Wir können uns des Desasters von Tschernobyl noch allzugut entsinnen.
Deutschland hat Hilfe angeboten. Gemäß unserer Bindungen an Japan sollten wir die Allerersten sein und uns am Meisten ins Zeug legen, wie es sich für Brüder und Schwestern gehört.
Mut macht, dass China helfen will. Riß das Beben große Gräben auf den japanischen Inseln in die Landschaft, so scheint es nunmehr die Gräben der Vergangenheit zu schließen. Es sind die unterjochten Feinde von einst, denen die japanische Militärmaschine den Stiefel ins Genick drückte, die nun kommen und ihren Peinigern von damals helfen wollen. Wenn sich uns die Dialektik des Ostens deutlich präsentiert, die nicht zuläßt, dass es Schatten ohne Licht gibt, dann an dieser Stelle. Hier leuchtet das Licht der Hoffnung, dass sich einfache Menschen – völlig unabhängig von ihrer Nationalität – in der Stunde der Not vorbehaltlos zur Seite stehen.
Wir wünschen den Landsleuten Herrn Akinokawas den Mut und die Standhaftigkeit der Samurai, den Stoizismus Alt-Japans und Herrn Akinokawa selbst, dass die Stätten, die ihm wichtig und heilig sind, unversehrt geblieben sein mögen. Bevor er sich auf den Weg nach Kyoto und Osaka machte, hinterließ er uns auf seinem Schreibtisch das nachfolgende Haiku:

Auf dem Reisfeld die Fluten –
Wohin nur
Soll die Lerche sich setzen?

19. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
12.03.2011