Baaks

zurück zum Landboten

 

Arabien brennt, die Kanzlerin verbeugt sich
Deutschland und der Flächenbrand unter dem Halbmond

Don M. Barbagrigia
Am 11. September 2001 gab es einen Riesenknall. Nicht nur in den Zwillingstürmen von New York, sondern auf der gesamten Nahtlinie zwischen der abendländischen und der morgenländischen Welt. Die Wut der Araber flammte auf gegen den Westen, der seit eintausend Jahren nichts unversucht gelassen hatte, sie auszubeuten und zu unterjochen. Zehn Jahre später platzt den Muselmännern wieder der Kragen. Diesmal geht es gegen die eigenen Herrscher, die den Hang zur Ausbeutung der Gläubigen nicht nur mit denen westlichen Ungläubigen teilen, sondern sich auch noch gegen das eigene Volk mit den Feinden gemein machen. Nirgends zeigt sich so sehr das Wesen des panarabischen Gedankens wie gerade jetzt in dem Raum zwischen Algier und Bahrein. Das sollte der Westen sehr genau beobachten. Denn in der arabischen Nation steckt viel natürliche Homogenität, eine Geschlossenheit, um wdelche beispielsweise die Europäische Union mit endlosem Geschwätz ringt und auf die die U.S.A. jede neue Generation schon seit Kleinkindesbeinen fanatisch drillen muss.
Jetzt zeigt sich, wie sinnlos die Grenzziehung der früheren europäischen Mächte im arabischen Raum war. Diese sollte Interessensphären definieren, ohne jede Rücksicht auf die dort Lebenden zu nehmen. Die Frage ist nun, was wollen die Leute auf der Straße? Demokratie? Träumen das alte Europa und die räuberischen Amerikaner noch immer von Verhältnissen wie sie bei ihnen zuhause herrschen, damit sie eine weitere Grundlage zur Ausbeutung des arabischen Öls frei Haus geliefert bekommen. Natürlich war eine despotische Verwaltung der Ölfelder und der sie umgebenen Staaten durch Clanchefs effektiver, berechenbarer und so gesehen optimal. Doch auch ein Gesellschaftssystem, wie es der Europäer kennt und in dem er beheimatet ist, bietet viele Optionen, den Fluss des Öls in gewünschte Bahnen – oder Pipelines – zu kanalisieren. Wann werden die „Franken“ je begreifen, dass die Araber ihre eigenen Vorstellungen haben, ihr Zusammenleben zu gestalten? Anstatt mit postkolonialem Impetus stets zu versuchen, Arabien einen europäischen Mantel überzuhelfen und es daran zu messen, wie sehr es sich westlichen Verhältnissen angleicht, täten die Europäer und die Amerikaner besser daran, sich auf die arabische Seele einzustellen und sich dabei tunlichst der eigenen Geschichte zu entsinnen. Nach den Kreuzzügen waren es vor allem orientale Einflüsse, die der Renaissance und damit der ihr folgenden Aufklärung zum Durchbruch verhalfen. Es ist auf Dauer besser und wirtschaftlich tragfähiger, mit einem selbstbewussten und in sich ruhenden Arabien in guter Nachbarschaft zu leben, als mit diesem ständigen von gesellschaftlichen Explosionen geschüttelten Krisenherd.
Das betrifft auch und gerade das Zweistromland und es betrifft – Afghanistan. Hier nämlich, an den Brennpunkten von Konflikten, in die sich die Europäer durch unverantwortliche Nibelungentreue von den Amerikanern haben hineinziehen lassen, kulminiert das Spannungsverhältnis zwischen dem Nahen Osten und dem Westen. Es sind die heißesten Stellvertreterkriegsschauplätze. Noch geht es an diesen Orten so verhältnismäßig moderat zu, dass sich die Kanzlerin und der Bundesverteidigungsminister vor den wenigen Toten jedes mal verneigen und die Trauergottesdienste besuchen. Tun sie das eigentlich, weil ihnen die Toten so nah gehen? Aber nein, wir sind doch in keiner rührseligen Märchenstunde! Es ist das obligate Signal an das Volk, das die Alten, die sich seit zwei Jahrtausenden die Finger nicht mehr dreckig machen, immer dann bezeigen, wenn die Jungen, die sie zum Bluten in die Welt hinaus geschickt haben, als Tote heimkehren. Der Tod hat so etwas Heiligendes, vor allem, wenn er von denen Feinden gebracht wurde: Auch sind es unsere Edelsten, die da aufgebahrt liegen und keine Schwerkriminellen, die man am liebsten selbst... Ach, so eine Trauerfeier ist doch irgendwie anheimelnd, erhaben, rührselig, romantisch. Sie hat etwas von „Sangue e sangue!“
Die Statisten, die da gefallen sind, wären der Kanzlerin keine Verbeugung wert gewesen, wenn sie als Zivilisten mit einem Auto gegen einen Baum gefahren wären. Wenn es dann um tausende Tote geht, dann verbeugt sich die Staatschefin kaum mehr vor jedem Einzelnen. Dann bekommt die Bundesdruckerei Aufträge, weiße Briefe mit schwarzen Trauerumrandungen zu drucken. "...gefallen für Volk und Vaterland."
Die Kanzlerin muss sich dann vor anderen Leuten verbeugen. Vor höchst lebendigen Leuten nämlich. Vor Generälen der Politik, Wirtschaft und Armee, die sicherstellen, dass Deutschland weiterhin einen freien Zugang zu den Ressourcen und Handelswegen der Welt besitzt, nicht nur, indem es seine edelsten Jünglinge und Jungfrauen zum Bluten in alle Welt versendet.
Wie es sich nämlich darstellt, ist die panarabische Nation keineswegs eine geduldige Hammelherde, die sich blökend zur Schlachtbank führen lässt, auf dass es den Völkern der untergehenden Sonne wohl ergehe.
So gesehen finden wir einen Weg mit den Söhnen und Töchtern Mohammeds ordentlich und respektvoll umzugehen, oder wir werden aus dem Dienern nicht mehr herauskommen: Entweder vor den lebendigen oder vor den toten Soldaten Europas. Das Ziel der Kreuzzüge nämlich, das Heilige Grab, verwandelte sich zwar mittlerweile in die Heilige Erdöllagerstätte, die Kämpfe aber werden dieselben sein und genauso heftig geführt werden wie seinerzeit die Erstürmung der Mauern von Akkon. Wir tun also gut daran uns zu erinnern, dass der einzige Kreuzzug, der jemals gewonnen wurde, der war, der mit Liebe, Diplomatie zu gegenseitigem Vorteil und Verständnis für den Nächsten geführt wurde. Von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen lernen, heißt siegen lernen. Und der musste sich vor niemandem verbeugen.

19. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
01.03.2011