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Minister Tiefensees Vorstoß

Don Miquele Barbagrigia
Herr Tiefensee, wir kennen ihn alle noch als einen wackeren Successor auf Herrn Gördelers Leipziger Oberbürgermeistersessel, versieht nun das Amt des Bundesverkehrsministers.
Schön war’ s, wieder von ihm zu hören. Mit einem Paukenschlag avanciert der tapfere Thüringer gegen eine besonders bösartige und gefährliche Randgruppe der deutschen Gesellschaft: Die unbeschulbaren Raser, die gemeingefährlichen und egomanischen Drängler machen seit Jahrzehnten einen Sport aus ihren unausgereiften und oftmals pathologisch deformierten Persönlichkeiten. Sie bringen mehr Elend unter deutsche Dächer als einst der Hunnensturm und von tausend Erwischten können keine Zwei einen vernünftigen Grund angeben, was sie mit den paar Minuten beginnen, die sie günstigstenfalls herausgeschunden haben. Was machen sie mit dieser kurzen Zeitspanne, daß sie dafür die Verkrüppelung und Vernichtung von Leben billigend in Kauf nehmen?
Den meisten dieser Leute kommt dieser Gedanke nicht einmal. Sie sind so strukturiert - und basta! Sie wollen sich auf der Straße so durchsetzen, wie sie das täglich im Büro müssen; sie wollen auf sich aufmerksam machen, wo sie sonst kaum wahrgenommen werden; sie spielen in ihren zwei Quadratmetern Blechkabine Dschingis Chan.
Herrn Tiefensee langt’s, so wie auch dem Rest des nicht gestörten Volkes. Streichelstrafen haben nichts gebracht. Jetzt muß „Butter bei die Fische!“
Wir wollen nicht mehr, daß Mütter und Väter um ihre von Schwachköpfen getöteten Kinder weinen. Wir wollen auch nicht, daß eine einzige alte Frau um ihre geliebte Katze trauert, wenn sie deren toten Körper von der Straße kratzt. Schluß!
Wir attributierten den Herrn Bundesverkehrsminister „wacker“ und „tapfer“. Nicht ohne Grund. Denn Herr Tiefensee zieht einem Drachenkampf entgegen. Die Lobby der Automobilisten gehört zu den mächtigsten Interessenvertretungen in Deutschland. Es ist nicht nur der ADAC – es ist die hierzulande produzierende Autoindustrie, die so manchen Politiker auf ihre Interessen verpflichtet.
Die Doppelverdiener- und Nachfolgebeschäftigungsdebatte erschüttert ja just die politische Landschaft.
Gerade diese Gruppen sperren sich häufig gegen die simple Erkenntnis, daß der vorgetragene Angriff Herrn Tiefensees nicht ihnen und dem normalen Autofahrer gilt, sondern der Randgruppe, die unentwegt die deutschen Straßen tyrannisiert. Sie sehen sehr zu Unrecht in der Attacke einen Generalangriff auf sich im Allgemeinen.
Das ist kontraproduktiv und schlichtweg dumm. Gerade im ureigensten Interesse sollte sich das Gros der Automobilisten von den Durchgeknallten separieren! Tun sie aber nicht. Statt dessen heulen sie wie waidwund getroffen auf .
Schwer haben sie’s, für die Raser und deren Immunität zu argumentieren: zu offenkundig lastet deren Schuld von tausend und abertausend Rollstühlen und Grabkreuzen. Zu amoralisch wäre eine solche Parteinahme. Dennoch, sie formieren sich zum Gegenschlag:
Flugs finden sich geschwätzige Apologeten der motorisierten Verbrecher. Wenn die Dresdner Neuesten Nachrichten am 17. Mai 2006 vortragen, daß doch die Strafen in Frankreich und Belgien weitaus höher lägen, die Verkehrsrowdie-Quote jedoch desgleichen, dann ist das schlichtweg unverantwortlicher Humbug. Wer wird denn Birnen und Äppel zusammenzählen wollen? Und warum erwähnt man dann nicht im selben Atemzuge die skandinavischen Länder, in denen sogar der rasende Deutsche gesittet reist?!
Wenn das ewige Jammern um den Autofahrer als melkende Kuh der Nation ertönt, wer ist denn in diesem Falle gemeint? Doch nicht die Leute, die sich an das Gesetz halten.
Und die anderen? Wer zum Henker, außer ihr eigener deformierter und psychopathologischer Innerer Schweinehund zwingt sie denn, sich und andere zu gefährden?
Möglich, daß wir die Unverbesserlichen nicht von ihrem Kurs abbringen. Aber betrachten wir es doch einmal anders herum: Früher oder später trifft es einen guten Teil der Hobby-Kamikaze sowieso. Sehen wir dieser Wahrheit nüchtern und unsentimental ins Auge! Diese Kaputten überschätzen sich in aller Regel und das geht selten auf Dauer gut. Bessern werden wir die Narren nicht. Das dürfte als erwiesen gelten. Also holen wir’s uns von ihnen, solange sie’s uns noch zu geben vermögen. Sie frönen ihrem unseligen Treiben auf Kosten der Gesellschaft – das legitimiert die Gesellschaft hinlänglich, sich das Ihrige gebührend einzufordern.
Das Geld könnte der Opferversorgung zugute kommen und die Beitragssätze zur Versicherung der Gesitteten senken helfen.
Darum, mögen auch Herrn Minister Tiefensees Motive lauterer und bar unseres kalten Zynismus sein, wünschen wir uns: Treten Sie kräftig auf’s Pedal, Herr Tiefensee! Ziehen Sie an den kriminellen Egomanen links vorbei, drängeln Sie die böse Meute von Deutschlands Straßen! Und machen Sie sich in Ihrem politischen Kampf deren Motto zu eigen: Wer bremst, verliert!

An die "BZ" - einer "Tageszeitung" für einfach gestrickte Gemüter aus Berlin:


-Preußischer Landbote-
ISSN 1613-8910
Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur
Geführt an der
Deutschen Bücherei Leipzig und der
Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main
Chefredakteur B.St.Fjøllfross
Chausseestraße 6
D-14774 Plaue an der Havel

Plaue an der Havel, den 17. Mai 2006

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Ihrer Ausgabe vom Heutigen titeln Sie betreffs der Pläne Herrn Ministers Tiefensee, die Strafen für Verkehrskriminelle drastisch zu erhöhen mit "Abzocke! Abzocke! Abzocke!"

Wer Ihre hauptsächliche Klientel stellt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Daß sie sich aber zu einem derart infamen Populismus verleiten lassen, möge der Allmächtige damit ahnden, daß er IHRE Familien, Kinder, Frauen, Männer zu verkrüppelten oder gar getöteten Opfern psychopathologischer Raser, Säufer und Junkies werden läßt, die Automobile und Motorräder zu Waffen umschmieden.

Vielleicht denken Sie dann mal über die Grenzen des moralisch und ethisch Erlaubten im Journalismus nach und gehen in sich. Sie machen sich mitnichten zum Anwalt der kleinen Leute, in dem Sie sich zu Apologeten von seelisch gestörten Verkehrsrowdies profilieren. Den normalen und gesetzeskonformen Automobilisten dürften die Anregungen Herrn Tiefensees ja wohl kaum berühren.

Mit wütendem Gruß

Ihre Kollegen vom Preußischen Landboten

B.St.Fjøllfross
-Chefredakteur-

8. Volumen
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