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Buschzulage

S. M. Druckepennig
Es ist leider kein Witz: Die Bundesanstalt für Arbeit schickt mit Versendung des schon jetzt berüchtigten, sechzehnseitigen Antragsformulars auf Unterstützung nach Hartz IV arbeitslose westdeutsche Beamte in die fünf Beitrittsländer, um den doofen Ossis beim Ausfüllen dieser entwürdigenden Wische zu helfen. Dafür werden diese Beamten nachgerade fürstlich besoldet. Etwa € 11.000 pro Jahr zusätzlich zu ihren normalen Bezügen steckt die Bundesanstalt für Arbeit jedem einzelnen dieser "Entwicklungshelfer" in den Rachen. Heimfahrten sind darunter, Auslösen und - eine sogenannte "Buschzulage" von € 500,- pro Monat! Was das sei? Nun, man gewärtige sich, daß diese an sich schon von "Arbeitslosigkeit" schwer geprüften Staatsdiener von einem unbarmherzigen Dienstherren in die "Zone" geschickt werden. Quasi auf Missionsreise. Dorthin, wo annähernd sechzehn Millionen weiße Neger in einer Art übriggebliebenen Kolonie des Deutschen Reiches um Lagerfeuer tanzen, über denen kultivierte, weiße Missionare geröstet werden. Hier gibt es nicht Weg noch Steg. Alles ist noch so, wie es Adam von Bremen einst beschrieben hat. Ob diese armen, der Verdammnis preisgegebenen Beamten je das Licht der Sonne wiedersehen werden, ist höchst ungewiß. Dieses fürchterliche Los muß ihnen doch irgendwie erleichtert werden! Zumal sie nur unter Zwang und Druck den ostelbischen Urwald betreten.
Aber lassen wir das! Was uns die Zornesröte ins Gesicht treibt, ist doch Folgendes:
Drei Jahrzehnte lang reiten ach so schlaue Besserwessis ihre Nationalökonomie systematisch in den Dreck, während sie sich noch Goldkettchenbehangen an mallorcinischen Stränden wälzen und über ihre armen Vettern im Osten grinsen, die zu blöde sind, eine ordentliche Wirtschaft anzustellen. Vorrausgesetzt natürlich, sie wissen, wo der Osten liegt!
Sodann fällt ihnen die ehemalige DDR wie ein reifer Apfel in den Schoß - just zu einer Zeit, als sie von den Folgen ihres Lebens weit über ihren Verhältnissen bereits eingeholt werden. Trifft sich gut. So kann man für den nun einsetzenden, noch rascheren Verfall wenigstens die Zonis verantwortlich machen, die man ja nun auch noch mit durchfüttern muß. Ein Besserwessi, der selbstkritisch und objektiv denkt? Das wäre ja ein echtes Sammlerstück.
Und jetzt, nachdem die einst schwerreiche Bundesrepublik vor dem gesamtstaatlichen Offenbarungseid steht und nicht mehr aus noch ein weiß, und schon gar nicht, wie sie ihre Solidarverpflichtungen den Ärmsten ihrer Gesellschaft gegenüber noch nachkommen soll, jetzt werden also mit einer noch immer ungeheuren Arroganz westdeutsche Beamte in den Osten geschickt, um den Deppen dort beim Lesen und Schreiben zu helfen.
Daß viele der zukünftigen Bezieher von Arbeitslosenhilfe nicht zur intellektuellen Elite gehören, das mag richtig sein. Aber genausogut gibt es vor Ort ebenso viele beschäftigungslose Beamte, die nach kurzer Einarbeitung den Antragstellern behilflich sein können. Diese bedürften dann keiner Buschzulage und keiner Reisekostenerstattung.
Mit einer Dornenhecke von sechzehn Seiten schwer verständlichen Papiers versucht die Bundesanstalt für Arbeit, die von Arbeitslosigkeit eh schon geplagten Menschen von den Brottöpfen fern zu halten. Das ist alles, was man noch von ihr erwarten kann, wo sie doch unfähig ist, diese Leute in Lohn und Brot zu bringen, was eigentlich ihres Amtes wäre.
Auf der einen Seite aber den Arbeitslosen den Erhalt von lächerlichen und nahezu grotesken
€ 330,- so sauer wie möglich zu machen, auf der anderen Seite jedoch den netten Erklär-Onkels und Tanten aus dem Westen den Rachen mit aberwitzigen Summen zu stopfen, obgleich weitaus billigere Lösungen vor Ort verfügbar wären - das zeigt die bodenlose Dummheit gepaart mit einer unerträglichen Arroganz der für diese Posse Verantwortlichen.
Es ist an der Zeit, daß die Massen, die jetzt wieder ins soziale Elend gedrückt werden, sich erheben und nicht eher wieder Ruhe geben, als an diesen Canaillen zur warnenden Abschreckung ein Exempel statuiert wurde - dergestalt, daß man sie mit Schimpf und Schande aus dem Amte jage und sie selbst zu Bitt- und Antragstellern degradiere!

3. Volumen
© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2004