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Schweine
– Liebenswertes Borstenvieh
ein Buch aus der Feder Herrn Lutz Schierings

K. K. Bajun
Es gibt keinen Zweifel: Lutz Schiering liebt das Borstenvieh. Das unterscheidet ihn von der Mehrheit seiner Mitmenschen. Sieht man doch in diesem wunderschönen und mit einer hohen sozialen Intelligenz begabten Mitgeschöpf in vielen Fällen nur den Nahrungslieferanten, dem eine Seele abgesprochen wird. Es fällt leichter das Tier zu schlachten, wenn man es abwertet, ihm die Würde zu nehmen versucht. Und dann kommen Leute wie Lutz Schiering. Sie ergreifen Partei für die, denen es nicht gegeben ist sich verständlich zu machen. Ihr Gruffeln, Grunzen und Quieken wird bestenfalls als „süß“ empfunden. Lutz Schiering aber hört genauer hin. Und er übersetzt. Weder überlädt er den Text des 144 Seiten starken Buches mit Fachtermini, noch überfrachtet er es mit schmalzigen Bildern. Der Großteil der Farbaufnahmen widerspiegeln das wahre Wesen der Schweine ohne auf Effekthascherei auszugehen.
Vor allem aber profiliert sich der Autor immer wieder als Advokat, als Fürsprech, als Apologet der gequälten Kreatur, wenn er zum Beispiel die lächerlichen EU-Richtlinien zitiert, die einem 220 Pfund schweren Tier gerade einmal einen einzigen gottverdammten Quadratmeter Lebensraum zugestehen. Und immer wieder mahnt er, sich in die Haut dieses Mitgeschöpfes hineinzuversetzen, in die Schwarte, die so derb scheint und doch zu verletzlich ist. Unerbittlich legt Herr Schiering den Finger auf die erbärmlichen Bedingungen, unter denen Schweine der menschlichen Profitgier geopfert werden. Natürlich wird auch Herrn Schierings Buch für die Sache der Schweine nicht leisten, was beispielsweise Harriet Beecher Stowe mit ihrem Onkel Tom für die Befreiung der Neger anstieß. Denn diese galten gedankenlosen und größenwahnsinnigen Weißen über Jahrhunderte hinweg nicht viel mehr, als eben – Schweine.
Dennoch ist dieser liebevoll gestaltete kleine Band ein weiterer, ein wichtiger Ziegelstein in der Mauer des sich formierenden Widerstandes gegen profitorientierte Tierquälerei. Und er zeigt, dass das Verhältnis zu unseren vierbeinigen Genossen ein zuverlässiger Spiegel ist: Wer ein Schwein für dumm und dreckig hält, ist es zwingend selbst. Wer diese Tiere diffamiert, zeichnet das eigene erbärmliche Psychogramm; wer denkt, er könne jemand anderen beleidigen, indem er ihn ein Schwein nennt, dokumentiert damit lediglich den vollständigen Verzicht auf eigene menschliche Intelligenz. Wenn Lutz Schiering zum Schluss seines Buches Winston Churchill mit den Worten zitiert, dass Hunde zu uns aufblicken, Katzen auf uns herabsehen (wie wahr!), Schweine uns jedoch als ihresgleichen betrachten, dann impliziert diese weise Erkenntnis, dass der Nackte Affe (D. Morris) allen Grund hat das Vertrauen dieser wundervollen Kreatur um Gottes und seiner selbst willen zu rechtfertigen. Denn das ebenfalls in Herrn Schierings Buch nachzulesende Bonmot Edgar Allen Poes, dass Menschen senkrechte Schweine seien, ist von klugen Menschen eher als Auszeichnung zu verstehen, die eines nachgewiesenen Verdienstes bedarf. Nur heillose Toren und Dummköpfe vermögen darin eine Herabwürdigung zu erkennen.
Dieses Buch wirbt für -, nein, es fordert Respekt vor diesen unseren Mitgeschöpfen. Respekt, der gerade durch die große biologische Nähe zwischen den Gattungen homo und sus besonders augenfällig wird. Andernfalls könnte es sein, dass letztere bald wieder, ungestört von einem gierigen Raubaffen, durch die Wälder und Lichtungen dieser Welt gruffelt. Denn wie sagte schon Ingrid Newkirk, die Gründerin der internationalen Tierschutzorganisation PETA: „Tierbefreier bekämpfen die Sonderrolle des menschlichen Tiers, es gibt also keine rationale Basis dafür, zu behaupten, der Mensch hätte Sonderrechte. Eine Ratte ist ein Schwein ist ein Hund ist ein Junge. Sie sind alle Säugetiere.“ Dem haben wir nichts hinzuzufügen. Außer, dass es uns eine Ehre und Freude ist, diesen entzückenden Band unseren Lesern wärmstens anzuempfehlen. Ein Buch, in dem der Schweinefreund beim Betrachten der teilweise wirklich großartigen Bilder durchaus zu einer meditativen Erfüllung gelangen kann – denn was verströmte mehr Ruhe als ein wohlig in seiner Suhle lagerndes Schwein! Sie lachen? Dann schauen Sie sich mal „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ des großen Hieronymus Bosch an, ein Bild, was uns Herr Schiering in seinem Kapitel „Das Schwein in der Kunst“ leider vorenthielt. Mehr Ausgeglichenheit stand selbst Buddha nicht zu Gebote. Und wo würde sich der Inbegriff des Glückes deutlicher manifestieren als im Gesicht einer Schweinemutter, die ihre Ferkel säugt! Im Namen der Schweinewelt und in unserem eigenen danken wir Herrn Lutz Schiering für ein Buch, das den deutschen Büchermarkt endlich einmal bereichert, statt ihn schmerzhaft zu belasten.

Lutz Schiering
Schweine – Liebenswertes Borstenvieh
Komet Verlag Köln
144 S.
ISBN 978-3-89836-809-4

Leserreaktion: MELODYROSE, 02. März 2010

Nachdem ich diese tolle Rezession gelesen hatte, wusste ich, dass dieses Buch das richtige für mich ist. Denn ich war auch der Suche nach einem gutem, ausführlichen Buch, welches Schweine auch als die wunderbaren Tiere wertschätz, die sie sind.

Jetzt hab ich das Bucb gelesen und kann nur bejahen, dass der Autor Schweine sehr gerne hat und sie als mehr als nur Nutztiere zur Fleischgewinnung sieht. Es gibt viele schöne Bilder und auch viel Wissenswertes in dem Buch zu finden.

Leider muss ich aber auch dazu sagen, dass ich mir mehr Details, mehr Tiefe gewünscht hätte. Denn so toll auch die verschiedenen Rassen beschrieben sind, fällt das Kapitel über die Haltung doch sehr spärlich aus. Es ist ja schön und deutlich darauf hinzuweisen, dass es nicht gut ist was in der Massentierhaltung vor sich geht. Aber dann nur kurz zu erwähnen, dass es noch ein paar Schweine auf dieser Welt gibt, denen das Glück beschert ist in Weidehaltung zu leben, ist mir zu wenig. Gerade für seine große Sympathie zu Schweinen hätte ich mir einfach mehr Inhalt erwartet. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Alles in allem ein schönes Buch für jeden Schweinefan, der sich nicht unbedingt eines oder mehrere zulegen will, zu empfehlen. Für Schweinehaltung sollte man dann doch auf Fachliteratur zurückgreifen.

gefunden auf: http://www.sportiversum.de/produkt_3898368092_ 06.07.2010
 
B
8. Volumen

© B.St.Ff.Esq., Pr.B.&Co,2009
25.03.2009