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Die Rückkehr der Chorscheitelfenster nach dem St. Paulikloster

B. St. Fjøllfross
Frankfurt an der Oder hat die Seinigen zurück. Die am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer getroffene Stadt am Oderübergang büßte die Bleiglasfenster der Marienkirche ein, die als Beutegut in den Tiefen Rußlands verschwanden. 2002 kehrten die Fenster heim und eine Stadt, deren mittelalterlicher Stadtkern ausradiert wurde, bekam wenigstens ihre Kleinodien wieder.
Ähnlich brutal zertrümmert wurde 1945 das Paulikloster zu Brandenburg an der Havel, eines der wichtigsten Zentren der Mark – befand sich hier doch bis 1286 der Hof der Markgrafen von Brandenburg.
Nun hatte zu Anfang dieses Krieges der Reichsmarschall Hermann Göring alias Meier der deutschen Bevölkerung versprochen, kein feindliches Flugzeug werde je seine Bombenlast über dem Territorium des Reiches abwerfen. Aber schon 1942 wollte wohl keiner mehr den vollmundigen Ankündigungen des irrsinnigen Morphinisten Glauben schenken. Und so wurde das Chorscheitelfenster von St. Pauli ausgebaut. Drei Jahrzehnte lagerte das Fenster in den Tiefen unter der Gotthardtkirche, der Hauptkirche der Brandenburger Altstadt. 1975 wurde es in den Chor der St. Katharinenkirche, der Hauptkirche der Brandenburger Neustadt eingesetzt Das war zwar alles besser, als es erst, wie bei den Frankfurter Fenstern geschehen, mühselig aus Rußland zurückzuerkämpfen; dennoch hatten die Kriegs- und Nachkriegszeiten den gläsernen Kostbarkeiten großen Schaden getan.
Als das St. Paulikloster im Jahre 2005 von fleißigen Händen wiedergeboren ward (der Landbote berichtete), da stand erstmalig eine Rückführung der Fenster in den Kirchenraum, für den sie einst gefertigt waren, auf der Tagesordnung.
Nun also soll dieser letzte Paßstein, dieser Karfunkel unter den märkischen mittelalterlichen Glasmalereien seinen angestammten Platz wiederfinden.
Das ist nicht billig. € 80.000,- haben die Spezialisten dafür veranlagt. € 37.000,- gibt das Land dazu. Fehlen in Summa: € 43.000,-.
Das ist viel Geld. Zugegeben. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung will helfen. Sie bietet an, jeden von einem Brandenburger Bürger oder Gast der Havelstadt gespendeten Cent bis zu einer Höhe von € 22.000,- zu verdoppeln.
Wenn es also gelingt, € 22.000,- zu mobilisieren, dann ist das Restaurationsproblem gelöst.
Bis Ostern 2008 – das muß zu schaffen sein.
Dieses Kloster, obschon am Südrand der Neustadt gelegen, ist ein zentraler Punkt der Stadt geblieben! Er hat auch deshalb zentrale Bedeutung für die Stadt, die im Laufe ihrer Geschichte durch unsagbare Dummheit so viel von ihren Schätzen einbüßte, weil dieser Komplex St. Pauli weithin sichtbar demonstriert, daß sich die Brandenburger eben nicht mit jedem Verlust abfinden. Daß sie der Zerstörung und dem Verfall widerstehen, mit Trotz in den Augen und heimatverbundenem Kampfesmut im Herzen. Eine ehemals trostlose Ruine erstrahlt als im wahrsten Sinne des Wortes geschlossener Baukörper in neuem Glanz! Hier wurden Zeichen gesetzt. Und das sind ganz wichtige Zeichen für eine Stadt, die am Bevölkerungsverlust krankt. Hier wurde ein Identifikationspunkt geschaffen, der signalisiert, daß es aufwärts geht. Die Talsohle ist durchschritten. Die Stadt gewinnt an Attraktivität und Lebensqualität.
Um jeden Ort in der Stadt, um jedes Kleinod, das ihr ihre Anziehungskraft, ihren Charme und ihren einst weltweit hervorragenden Ruf zurückerobert, muß gekämpft werden; verbissen und unnachgiebig!
Denn diese Investitionen zielen in die Zukunft. Dort zahlen sie sich aus. Für jeden Brandenburger!
Frau Kerstin Preiß, Marktdirektorin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam – der Landbote nannte sie mit artigster Reverenz das „charmanteste Lächeln des Geldes“ – sammelte die ersten Spenden der anwesenden Vertreter des Landes, der Stadt, der Förderer und der anwesenden Journalisten ein, die sich am 10. Julei 2007 auf der Westempore der Läutkirche zu St. Pauli trafen.
Gleich nach der großzügigen Gabe des Herrn Landtagspräsidenten Gunter Fritsch überreichte der Landbote als zweiter Spender € 10,- an die bezaubernde Vertreterin der Finanzwelt. Das ist nicht viel – gemessen am Gesamtbedarf – zugegeben. Der Landbote ist kein reiches Blatt, da er nicht für den Verdienst arbeitet. Doch gerade diese bescheidenen Verhältnisse lassen ihn für die Stadt durchaus repräsentativ erscheinen. Wenn aber nur 2.200 Bürger Brandenburgs denselben Obolus leisten, dann ist das Werk vollbracht. Wenn ein Drittel der Stadtbevölkerung nur einen Euro gibt, haben wir das Ziel erreicht. Wenn jeder Brandenburger dreißig Cent spendet… Dreißig Cent!
Wir werden keine Tafel im Paulikloster bekommen. Niemand wird uns gestatten, unsere Spendernamen in die Ziegel der Kirchenwand zu ritzen. Aber ist das wichtig? Sehen Sie sich Gedenksteine an: Wissen Sie, welche Biographien sich hinter den Namen verbergen? Selten, ganz selten. Es sind nur die Namen, die da bleiben. Und die sind nach einer gewissen Zeit Schall und Rauch. Was aber wirklich besteht, ist die Tat, ist das Fenster, ist das in buntem Glas dokumentierte Bekenntnis unserer Liebe zu unserer Stadt! Es ist das Bekenntnis zu unseren Voreltern und ihren Leistungen. Es ist die ungebrochene Kontinuität urbanen Lebens, die uns danach streben lassen sollte, daß auch unsere Kinder sich einst mit Enthusiasmus und Eifer um die Dinge bemühen, die wir an sie weitergeben.
Wir werden „unser“ Fenster sehen. Und wir werden die staunenden Augen derer sehen, die es betrachten. Das zählt! Das allein. Und wir werden wissen, daß wir dazu beitrugen. Es wird uns mit Stolz erfüllen – denn hier knüpft sich ein festes, untrennbares Band zwischen einem Bürger und seiner Gemeinde.
Im Schatten der Mauern der traurigen Ruine von einst lernte Anfang der Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ein sechsjähriger Junge das Fahrradfahren auf einem 24er Mifa. Dieser kleine Velozipedist ist heute der Herausgeber des Preußischen Landboten. Er wird für dieses Bauwerk tun, was immer in seinen Kräften steht. Er wird für diese Stadt tun, was immer er kann.
Wenn Sie das verstehen, dann bitten wir Sie um Ihre Hilfe. Unterstützen Sie uns, marschieren Sie an unserer Seite. Unterstützen sie unsere gemeinsame Sache mit einer Spende oder einer Idee. Geben wir einem geschundenen und gequälten Bauwerk unserer Stadt seine Schönheit, seine Ausstrahlung zurück. Machen wir uns, unsere Kinder und unsere Gäste glücklich!
Die Brandenburger Frau Oberbürgermeisterin ging mit generösem Beispiel voran. Wer Brandenburg liebt – der folge ihr!

Für Spenden nutzen Sie bitte folgende Kontoverbindung der Stadt Brandenburg an der Havel:

Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam

Konto-Nummer: 3 611 660 026

Bankleitzahl: 160 500 00

Verwendungszweck: Chorscheitelfenster St. Pauli 3650.1770.3000

Die Zusendung einer Spendenbescheinigung setzt die Angabe der vollständigen Spenderadresse voraus.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Stadt Brandenbrug an der Havel
Fachgruppe Denkmalschutz
Klosterstraße 14
14770 Brandenburg an der Havel
Tel.: 03381 - 58 63 31 Fax 03381 - 58 63 04
katrin.witte@stadt-brandenburg.de

 
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4. Volumen
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